Bernhard K. Larsen – Als die italienischen Söldner in Guadalajara eine schwere Niederlage erlitten
|SPANISHSKY.DK 23. AUGUST 2020 |
Am 16. April 1937 schickte Bernhard Kristian Larsen einen Brief an Arbejderbladet (“Arbeiterzeitung”), worin er über das Leben als Soldat im Thälmann-Bataillon während der Schlacht am Jarama und darauf an der Guadalajara-Front schreibt, dort, wo die italienischen Söldner eine schwere Niederlage erlitten. Aus einem Brief an seinen Bruder Svend Osvald erfahren wir, dass Bernhard darüber nachdachte, was geschehen würde, wenn er den Krieg nicht überleben würde
Von Allan Christiansen/Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
DER BRIEF AN ARBEJDERBLADET
Liebe Genossen,
ihr habt seit geraumer Zeit nichts mehr von mir gehört, deshalb werde ich euch ein wenig über die Kämpfe an der Front von Guadalajara erzählen.
Das Geschossrauschen
Wir waren von der Schlacht am Jarama zurückgekehrt – ich kann mich nicht mehr an das Datum erinnern – und wurden an die Guadalajara-Front versetzt, die in einem hochgelegenem Gebiet liegt. Es regnete und schneite zwei Tage lang. Es ist überhaupt nicht zum Lachen, sich in dieser Höhe zu befinden.
In den ersten paar Tagen sahen wir kaum etwas von den Faschisten. Aber dann kam der Tag, an dem wir vorrückten. Wir rannten einen Hügel hinauf, und da begann der Krieg erst richtig. Die Kugeln sausten an unseren Köpfen vorbei.
Ich kommandierte einen Maschinengewehrtrupp und brachte sie in Kampfposition. Kurz darauf wurde ein Däne, der mein Maschinengewehr bediente, in den Rücken geschossen. Seine Verletzungen waren nicht so schwer, und wir schossen eine Zeit lang weiter auf die Faschisten. Wir erschossen mit unserem Maschinengewehr viele Faschisten. Das verdanken wir hauptsächlich unserem schwedischen Schützen. Wir gelten als die beste Maschinengewehrmannschaft im Thälmann-Bataillon.
Als wir den Befehl erhielten, eine andere Stellung einzunehmen, ging ich los, um einen neuen Maschinengewehrschützen zu finden. Ich war aber noch nicht sehr weit gekommen, als mich eine Kugel im Rücken traf. Ich war aber nicht schwer verwundet, konnte zum Sanitäter gehen und mich verarzten lassen. Mir hätten zwei Tage Genesungszeit zugestanden, aber ich wollte lieber zu meinen Kameraden zurückkehren.
Ein strategischer Rückzug
Auf dem Rückweg zu meinen Kameraden traf ich sie auf dem Rückzug. Es war jedoch ein beabsichtigter Rückzug, um die Faschisten in eine Falle zu locken – und sie fielen darauf hinein. Wir drehten unser Maschinengewehr und begannen, auf die Faschisten zu schießen. Eine große Anzahl von ihnen fiel, sämtlichst italienische Söldner. Die bürgerliche Presse kann nun nicht mehr behaupten, dass es keine Italiener an der Front gäbe. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen, und wir sprechen nicht von ein paar Italienern; Hunderte von Italienern lagen wie tote Fliegen um uns herum verstreut. Dieser Tag endete mit einer faschistischen Niederlage. Wir haben eine ganze Menge Maschinengewehre und Gewehre erbeutet und viele Gefangene gemacht.
Fliehende Faschisten lassen ihre Ausrüstung zurück
Am Nachmittag des folgenden Tages rückten wir wieder vor. Ihr hättet sie rennen sehen sollen. Sie rannten kopflos davon, um zu entkommen, ließen Gewehre, Decken, Gasmasken und anderes Zeug zurück. Danach stellte die spanische Presse fest: Wir haben keine Einwände dagegen, dass Mussolini sich in den Krieg einmischt, solange er für uns auf diese Weise Kriegsmaterial vermittelt. Wir haben mehr als 100 Kanonen, etwa 15.000 Gewehre, fast 200 Maschinengewehre, zwei Millionen Patronen, Mengen von Kanonenmunition, mehr als 100 Autos und Lastwagen und mehr als 100.000 Liter Benzin “erhalten”. Hinzu kommen die überwältigenden Mengen an Lebensmitteln, Decken, Essgeschirr und allerlei Ausrüstung. Und einige unserer Genossen rauchen jetzt italienische Zigaretten.
Wir schreiten weiter voran
Am nächsten Tag eroberten wir drei Dörfer zurück und erbeuteten zusätzlich ein Menge an Kriegsmaterial. Die letzten Tage waren hart, Tage ständiger, heftiger Kämpfe. Nach 20 Tagen Kampf an der Jarama-Front hatten wir drei Tage Ruhe, bevor wir zur Guadalajara-Front aufbrachen, und dort 17 Tage lang kämpften.
Jetzt ruhen wir uns aus, aber wenn Sie diesen Brief erhalten, sind wir wahrscheinlich wieder an der Front. Wir wissen nicht wo, denn Thälmann ist ein Bataillon in ständiger Bereitschaft. Wir wissen nie, wohin wir gehen, das Einzige, was wir sicher wissen, ist, dass wir dorthin gehen, wo die schwersten Kämpfe stattfinden. Aber wer beschwert sich? Wir sind hierher gekommen, um den Faschismus zu bekämpfen, und wir wissen, dass das Thälmann-Bataillon seinen Teil dazu beitragen wird, den Faschismus aus Spanien zu vertreiben.
Mit kommunistischen Grüssen, Bernhard Larsen
AUS BERNHARDS BRIEF AN SEINEN BRUDER SVEND OSVALD
Wenn ich falle, übernehme meinen Platz in der Partei
Es ist eine ernste Situation, mit der ich mich beschäftigt habe, aber ich freue mich, mich dem Kampf gegen den Faschismus anzuschließen. Wenn ich im Krieg fallen sollte, hoffe ich, dass Du meinen Platz in der kommunistischen Partei in Dänemark einnehmen wirst, er sollte nicht leer bleiben. Ich hoffe, dass Du es nicht mußt. Ich hoffe, dass ich zurückkehren und euch alle wiedersehen werde. Ich erlebte einige kritische Situationen: Ich wurde von einer Kugel getroffen und eine weitere Kugel traf mein Gewehr – es war mein Gewehr, das mich gerettet hat. Es ist mein innigster Wunsch, dass Du auch hier unten wärst, aber Du kannst mich das nächste Mal besuchen – vielleicht ist Dänemark das nächste Mal. Ich werde da sein.
EPILOG
Einer von Bernhard K. Larsens Wünschen ging in Erfüllung; sein Bruder, der Lagerarbeiter Svend Osvald, schloss sich ihm in Spanien an. Unter Bernhards Kommando kämpften die beiden Brüder gemeinsam bei Quinto, wo sie beide verwundet wurden; Svend wurde in die Lunge geschossen, überlebte aber. Bernhard wurde in den Bauch geschossen und starb am 27. August 1937 in einem Feldlazarett in La Ceilos im Alter von 27 Jahren.
EINE KLEINE ANMERKUNG ZU BERNHARD K. LARSEN
Wenig ist über das Leben von Bernhard K. Larsen und sein Leben nach der Verabschiedung aus den Internationalen Brigaden bekannt. Es ist uns jedoch gelungen, einige familiengeschichliche Informationen zu finden.
Bernhard Kristian Larsen, ältester Sohn von Emma Johanna Winberg und Peder Kristian Larsen, wurde am 5. September 1909 in Bjergsted, Holbæk, geboren. Bernhard war ein Betonarbeiter.
Er hatte neun Geschwister: Svend Osvald Larsen (22. Januar 1911-18. Februar 1967), Ingeborg Marie Henny Larsen (7. Oktober 1912-), Ellen Elisabeth Larsen (20. Mai 1914-), Gunnar Werner Larsen (25. Juni 1915-24. April 1998), Rigmor Larsen (27. Mai 1916-), Aksel Larsen (5. November 1917-), Gudrun Larsen (5. November 1917-), Villy Larsen (24. November 1918-6. Oktober 2000) und Tage Gunnar Larsen (2. Mai 1921-).
Bernhard heiratete am 9. Juli 1934 Mathilde Vind Andreasen. Sie hatten drei Kinder: Erling Vind Larsen (1. August 1934-), Olav Larsen (9. Dezember 1935-26. April 2013) und Birgit Thomsen – geborene Larsen (14. Juli 1937-21. Januar 2005).
Anmerkung:
Die Zeitung Arbejderbladet wurde bis Juni 1941 von der Kommunistischen Partei Dänemarks herausgegeben. Im März 1942 wurde die Zeitung in Land og Folk (“Land und Volk”) umbenannt.
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