| SPANISHSKY.DK 13. MAI 2021 |

Am 135. Geburtstag von Ernst Thälmann, 16. April 2021

Anlässlich seines 135. Geburtstages möchten wir Ihnen Ernst Thälmann vorstellen, deutschen Politiker und Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands, antifaschistischen Aktivisten und Verfechter der Arbeiter

 
Vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade

Ernst Thälmanns 135. Geburtstag, 16. April 2021

Ernst Thälmann

Das Jahr 1932 – auf dem Weg in die faschistische Diktatur

Die Sozialdemokratie empfahl zur Wahl des Reichspräsidenten den Erzkonservativen und Militaristen Paul von Hindenburg zu wählen. Blauäugig wie so häufig in der Annahme, damit Adolf Hitler zu stoppen. Ernst Thälmann hat auf dieses Wunschdenken hin, klar und deutlich geantwortet:


WER HINDENBURG WÄHLT, WÄHLT HITLER,
WER HITLER WÄHLT, WÄHLT DEN KRIEG!

Genau das traf ein.

Es war Ernst Thälmanns klare Sprache die immer ohne Umschweife zum Kern kam. Ernst Thälmann war kein Intellektueller, er war Arbeiter und musste sich mühsam die Lehrsätze des Marxismus/Leninismus erarbeiten, oft mit vor Hunger knurrenden Magen.

Hier trifft die Zeile aus dem Gedicht von Bertalt Brecht „Lob des Lernens“ voll zu: „ … Hungriger, greif nach dem Buch: es ist eine Waffe.“

Ernst Thälmann wusste, es gibt keine revolutionäre Praxis ohne revolutionäre Theorie – auch ein Satz, der von ihm stammt. Aber nur lesen schafft kein revolutionäres Bewusstsein, nur die Einheit von Theorie und Praxis zeigt den Weg. Ja, und Praxis hatte Ernst von Anbeginn seines Lebens genug.

Die jungen Jahre

Beginnen wir mit dem 16. April 1886. An diesem Tag wurde Ernst Thälmann in Hamburg geboren. Schon frühzeitig arbeitete er als Arbeiter und Kutscher.

Hamburg war in jenen Jahren Hauptstadt der deutschen Sozialdemokratie mit einem selbstbewussten und kampferprobten Proletariat. So war es selbstverständlich für Ernst Thälmann Mitglied der SPD und kurze Zeit später Mitglied der Transportarbeitergewerkschaft zu werden.

Der erste Weltkrieg

Das Grauen des I. Weltkrieges erlebte er an der Westfront und bezog dort aktiv Stellung gegen diesen Krieg der Kapitalistenklasse. Sein Kampf brachte ihn vors Kriegsgericht. Er wurde zu verschärften Arrest verurteilt. Aber unermüdlich war er weiter im Klassenkampf aktiv tätig.

Ständig in Gefahr

Über die USPD kam er 1920 zur neu entstandenen kommunistischen Bewegung. Dank seiner Überzeugungskraft und der Ehrlichkeit seines Charakters wurde er schnell zum charismatischen Führer der Hamburger Arbeiterschaft. Dadurch war aber auch sein Leben stets in Gefahr.

Ernst Thälmann wohnte 1922 unweit der Hamburger Gedenkstätte in einer Seitenstraße im Parterre. Im Juni 1922 warfen faschistische Mordgesellen eine Handgranate in die Wohnung. Die schlafende Frau Thälmanns und seine Tochter wurden bei der Explosion wie durch ein Wunder nicht verletzt. Ständig versuchten die faschistische Mordbanditen Ernst Thälmann zu töten.

Ernst Thälmann wohnte in den zwanziger Jahren in der Siemssenstraße 4, 1929 zog er mit seiner Familie in der Tarpenbeckstr. 66. Rechtsradikale verübten auf die Wohnung im Juni 1922 einen Anschlag

Siemssenstraße 4, hier wurde 1922 der Mordanschlag verübt

Aus Sicherheitsgründen zog er dann mit seiner Familie in das Wohnhaus indem heute die Gedenkstätte steht.

Ernst Thälmann und seine Familie zogen nach dem Attentat 1922 in dieses Eckhaus. Auf dem Foto zu sehen: Die Einweihung von Ernst Thälmann Platz im Jahr 1986

Ernst Thälmann und seine Familie zogen nach dem Attentat 1922 in dieses Eckhaus. Auf dem Foto zu sehen: Die Einweihung von Ernst Thälmann Platz im Jahr 1986

Er war ein unermüdlicher Arbeiter. Er schrieb alles mit der Hand. Nächtelang saß er am Küchentisch seiner Wohnung, las, schrieb und lernte. Seine Gabe dem einfachen Arbeiter klar und deutlich die Position Ihrer Klasse aufzuzeigen wurde dort gefestigt und geboren. 

Nach Versammlungen zogen Massen von jungen Arbeitern durch diese Straße und nahmen Aufstellung vor seinem Wohnhaus. Niemand sollte es wagen ihrem „Teddy“ auch nur ein Haar zu krümmen. 

Die faschistischen Mordtaten und Übergriffe führten schließ endlich zur Gründung des Roten Frontkämpferbundes. Kampferprobte Frontkämpfer des I. Weltkrieges waren der Kern dieser Selbstschutzorganisation des Proletariats. Teddy war ihr Vorsitzender.

Der Hamburger Aufstand

Ein prägendes Datum in der Geschichte des deutschen Klassenkampfes fand im Oktober 1923 in Hamburg statt – der große Hamburger Aufstand. In diesem Kampf bekam Ernst Thälmann den Decknamen „Teddy“. Ein Name, den er immer behalten sollte, drückte er doch auch so viel Vertrauen und Liebe seiner Mitkämpfer aus.

Durch Fehleinschätzungen bestimmter Führer der KPD und große Kommunikationslücken standen die Hamburger Kämpfer allein da. Aber trotz der Niederlage war eine Erkenntnis gewonnen:

Nur mit großer Disziplin und richtiger Einschätzung der Lage kann die Arbeiterklasse den Kampf gegen einen übermächtigen, bis an die Zähne bewaffneten Feind gewinnen. Große Erfahrungen für den Aufbau einer klassenkämpferischen Partei wurden gewonnen. Ernst Thälmann und seine Hamburger Genossen wurden noch mehr zu einer untrennbaren Einheit. Auch als er später sehr viel in Berlin für die KPD tätig war und Mitglied im Reichstag war.

Seine Liebe zu den Hamburger Hafenarbeitern ist von seiner Tochter Irma in folgendem Dialog übermittelt: „Ich habe ihn einige Male gefragt: Warum ziehen wir nicht nach Berlin, wo Du doch jetzt in Berlin arbeitest? Da wären wir jeden Abend zusammen. ER aber sagte: In Hamburg sind die Hafenarbeiter. Sie sind unsere lieben Freunde, und wir wollen nicht ohne diese Freunde leben. Ich freue mich, wenn ich bei der Arbeit an euch denke; dann denke ich zugleich an Hamburg und an den Hafen und an lieben Genossen, die so tapfer mit mir kämpfen. Deshalb wollen wir in Hamburg wohnen bleiben.

Hamburg 1926

Nur 3 Jahre nach dem Hamburger Aufstand trat die gesamte Hamburger Hafenarbeiterschaft in den Streik. Es war ein Streik gegen die Folgen der kapitalistischen Rationalisierung und auch in Solidarität mit den englischen Bergarbeitern, die seit 5 Monaten im Kampf standen.

Teddy war immer stolz auf seine Hafenarbeiter, er bezeichnete sie „als Vorposten des Gesamtproletariats. 

Teddy zum Streik: „Der Hamburger Streik von 1926 war – um es mit einem kurzen Wort zu sagen – die erste größere Kampfprobe in Deutschland gegen die kapitalistische Rationalisierung … Zähe Entschlossenheit, zielbewusste Kampfdisziplin, hohes Klassenbewusstsein – das waren die Merkmale dieses Streiks.“

Die Jahre der Weimarer Republik waren blutige Jahre. Massaker an Arbeitern waren an der Tagesordnung. Der Rote Frontkämpferbund, das Verteidigungsinstrument der Arbeiterklasse wurde verboten. Trauriger Höhepunkt war das Blutbad an Arbeitern am 1. Mai 1929 in Berlin durch bestialische Polizeitruppen des sozialdemokratischen Polizeipräsidenten Zörgiebel. Wehrlose Arbeiter wurden gejagt, zusammen geschlagen und hinterrücks erschossen.

Der Zweck war klar, man wollte die KPD von den Massen isolieren. Trotz dieser Schändlichkeit der rechten SPD Führer aber angesichts der immer stärker wachsenden faschistischen Gefahr reichte Ernst Thälmann 1932 der Sozialdemokratie die Hand zur gemeinsamen „Antifaschistischen Aktion“. Die SPD und Gewerkschaftsführung lehnte ab.

Nun, nur wenige Zeit später wurde die Sicht klarer für diese Führer, als man gemeinsam in den Konzentrationslagern der Nazis saß.

1933 – gefangengenommen

Am 3. März 1933 fiel Ernst Thälmann den Faschisten in die Hände.

Internationale Solidarität

Aber eines hatten die Faschisten unterschätzt. Sie hatten nicht mit der riesigen Welle der internationalen Solidarität für Ernst Thälmann gerechnet. Stellvertretend für die vielen, vielen Solidaritätsaktionen in aller Welt möchte hier der Brief von Egon Erwin Kisch erwähnen. Kisch gilt als einer der bedeutendsten Reporter in der Geschichte des Journalismus. Er schrieb:

LIEBER GENOSSE ERNST THÄLMANN, Du sitzt allein in Deiner Marterzelle, und Du weißt nicht, wie viele bei Dir sind. Laß mich es Dir sagen, wenn Du wohl auch nicht erfährst, was ich Dir sage. Vor einigen Monaten fuhr ich nach Australien, ich war Delegierter des „Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus“. Auf Intervention der Nazivertretung wurde mir im ersten Hafen Australiens erklärt, ich dürfe nicht landen, müsse am Schiff bleiben. Wo immer das Schiff in den Häfen sich zeigte, so weit draußen in den Buchten es auch lagern mochte, war es von Booten umzingelt, welche ihre Sympathie mit den unterdrückten deutschen Arbeitern ausdrückten und die Landung des antifaschistischen Delegierten verlangten. Was stand auf den Fahnen, die sie schwangen, was stand auf den Bannern, die sich über die Boote spannten? Auf ihnen stand: „Freiheit für Thälmann!

Du bist der deutsche Arbeiter, und deshalb wollen sie Dich morden, die Schutztruppen der Herren Thyssen, Krupp, der Banken und der Junker. Du bist der deutsche Arbeiter, Du bist der Repräsentant des deutschen Proletariats, Du bist der Führer der Antifaschisten, Du bist der Name der Namenlosen, Du bist das Sinnbild der Tausenden, die zu Tode gepeinigt wurden, und derer, die diesem Schicksal gemartert entgegenharren. Überall, wohin man in der Welt kommt, in Indien, in Australien, in Ceylon, fragen mich die Arbeiter „Was wird mit Ernst Thälmann  geschehen?” Obwohl die Nazis schäumten, erzwang die Arbeiterschaft Australiens meine Landung, ich sprach in hundert Versammlungen, in manchen überstieg die Hörerschaft dreißigtausend Menschen. Und überall sprach man von Dir, fragte man nach Dir, Genosse Thälmann.

Als ich Australien verließ, mußte ich noch im letzten Hafen, in Fremantle, eine Versammlung vor den Hafenarbeitern abhalten, und ich sprach nur über Dich, den Hafenarbeiter Ernst Thälmann. Diese Deine fernen Kollegen und Genossen sandten Dir ein Telegramm der Liebe und der Solidarität. Du wirst es nicht bekommen haben, aber Deine Kerkermeister und ihre Herrscher haben es wohl gelesen … 

Auch Matrosen von deutschen Schiffen kamen zu uns und boten uns die Bruderhand. Sie arbeiten für den Sturz der Blutherrschaft in Deutschland, so gefährlich es für sie auch ist. Ein junger Genosse vom Nazischiff erzählte uns über ihre Arbeit, und er schloß seinen Bericht mit den Worten: „Ein Telegramm an Teddy können wir freilich nicht schicken, so gerne wir’s auch möchten.” Genosse Ernst Thälmann, in der Zelle, in der Du allein sitzt, sind Millionen mit Dir.“

Soweit Egon Erwin Kisch.

Ermordet

Trotz Folter, Isolationshaft, eingesperrt in einer kleinen Zelle arbeitete Teddy unermüdlich weiter. Dies bezeugen seine Briefe und Aufzeichnungen aus der Kerkerhaft.

Ernst Thälmann wurde am 18. August 1944 im KZ Buchenwald von den Faschisten ermordet.

Nur 11 Jahre nach dem Sieg über den Hitlerfaschismus, im Jahre 1956, wurde die Kommunistische Partei Deutschlands, hier in Westdeutschland, erneut verboten. Tausende wurden verfolgt und landeten im Gefängnis. Viele verurteilt von Richtern, die bereits während der Naziherrschaft Kommunisten in die Zuchthäuser schickten.

Die antikommunistische Orgie ging weiter, sie hält bis heute an.

Das Verbot der Kommunistischen Partei besteht auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik weiterhin!


Seine ausführlichen biographischen Daten findet ihr auf der Website der Gedenkstätte Ernst Thälmann


Fotos von der Feier zum 135. Geburtstag von Ernst Thälmann am 16. April 2021

 

Feier – 135. Geburtstag, 16. April 2021

Feier des 135. Geburtstages von Ernst Thälmann am 16. April 2021

Feier – 135. Geburtstag, 16. April 2021. Auf dem Foto zu sehen: Rede außerhalb der Gedenkstätte Ernst Thälmann

Feier des 135. Geburtstages von Ernst Thälmann am 16. April 2021 – vor dem Gedenkstätte Ernst Thälmann

Feier des 135. Geburtstages von Ernst Thälmann am 16. April 2021

Feier des 135. Geburtstages von Ernst Thälmann am 16. April 2021


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