Johan (und Eggert und Harry) Annfeldt
| SPANISHSKY.DK 14. MÄRZ 2020 |
Johan Ingvar, Eggert und Harry Annfeldt waren drei dänische Brüder die im spanischen Bürgerkrieg gekämpft haben. Eggert und Harry kehrten nie nach Hause zurück
Von Allan Christiansen/Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
Johan Ingvar Annfeldt wurde am 17. September 1904 in Kristrup, einem Vorort von Randers (Ostjütland), als Sohn des Drechslers Ernst Emil Arnfeldt und Anna Oline Kristine Arnfeldt (geborene Nielsen) geboren. Ingvar war Mitglied der Dänischen Kommunistischen Partei (DKU). Seine letzte bekannte Adresse war Vinhaven 15 in Valby. Ingvar starb 1982.
Johan Annfeldt ging im Januar 1937 nach Albacete in Spanien. In Spanien angekommen, schloss er sich der XI. Internationalen Brigade an und wurde Mitglied des 1. Bataillons Edgar André. Kurz darauf wurde er zum 3. Bataillon Ernst Thälmann in der skandinavischen Kompanie versetzt. Aufgrund seiner guten Spanischkenntnisse wurde Ingvar Annfeldt zum Melder des Stabes.
Am 14. Februar 1937 wurde er im Rücken und am Fuß verwundet, in Gefangenschaft genommen und eingekerkert. Infolge seiner Verletzungen wurde er in ein Krankenhaus in Talavera de la Reina, südöstlich von Madrid, verlegt.
Nach seinem Krankenhausaufenthalt wurde Johan Annfeldt in ein Lager in Irun gebracht, wo er von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurde. Zu seinem Glück gehörte er zur gleichen Gruppe wie 30 englische Gefangene, die am 30. Mai 1937 von Franco entlassen wurden, der im Ausland – vor allem in England – einen guten Eindruck damit machen wollte. Im September 1937 kehrte er auf Umwegen nach Dänemark zurück.
Seine beiden Brüder, Eggert (geboren 1907) und Harry Annfeldt (geboren 1913), sind ebenfalls nach Spanien gegangen. Sie fielen beide an der Front. Eggert fiel während der Schlacht um Quinto [1] am 23. August 1937 (dort verloren vier Dänen ihr Leben) und Harry fiel bei einem Panzerangriff bei Cobera/Gandesa [1] am 23. September 1938.
JOHAN ERZÄHLT VON SEINEN ERFAHRUNGEN IM SPANISCHEN BÜRGERKRIEG
Ich war Kommunist und Mitglied der DKP und war mir ohne Zweifel bewusst, dass ich mich am Kampf gegen den Faschismus in Spanien beteiligen musste.
Über einen Kontaktmann in der DKP erhielt ich Reisegeld und ging im Dezember 1936 nach Spanien. Meine erste Station war Paris, wo es ein Rekrutierungsbüro gab [2]. Hier wurde ich für ein paar Tage untergebracht. Dann ging es weiter nach Perpignan an der spanischen Grenze; wieder ein paar Tage Aufenthalt und dann weiter nach Spanien.
In Spanien
Es gab dort ziemlich viele Freiwillige. Wir wurden sofort den Bataillonen zugewiesen; zunächst wurde ich dem Edgar-André-Bataillon, benannt nach einem kommunistischen Hafenarbeiter aus Hamburg, zugeteilt. Kurz darauf wurde ich in die skandinavische Kompagnie des Thälmann-Bataillons, benannt nach dem inhaftierten Führer der KPD, Ernst Thälmann, eingeteilt. Der Kompaniechef war Schwede. Die Kompanie bestand aus Schweden, Norwegern, einem Dutzend Dänen, einem französischen, deutschen und spanischen Trupp.
Die meisten von uns waren wahrscheinlich Kommunisten, aber auch andere Parteizugehörigkeiten waren vertreten. Unter den Dänen war ein junger Architekt, Ketil Repstock aus Hillerød [3]. Er war eines der ersten dänischen Opfer.
Wir waren für einige Tage bei der Garnison in Murcia in Südspanien. Mitte Februar bekamen wir dort unsere Feuertaufe, nachdem die Faschisten die Stadt mit der Hilfe von deutschen Sturmtruppen eingenommen hatten.
Verwundet und gefangen genommen
Unsere Kompanie war an der Jarama-Front [4] in der Nähe von Madrid eingesetzt worden. Meine eigenen Einsätze waren von kurzer Dauer. Aufgrund meiner Spanischkenntnisse setzte mich der Kompaniekommandant als Melder des Stabes ein. Doch nach nur drei Tagen wurde ich an der Front verwundet.
An der Jamara-Front, Februar 1937
Ich war allein auf einer Munitionslieferung, als ich von einer Kugel im Rücken und in den Fuß getroffen wurde und zu Boden ging. Es geschah in einem Olivenhain. Innerhalb weniger Minuten sah ich ein paar maurische Soldaten auf mich zukommen. Ich dachte meine letzte Stunde sei gekommen. Aber sie gingen. Die Mauren verlangten von mir, dass ich ihnen mein Gewehr gebe. Ich war nicht in der Lage abzulehnen. Dann führten sie mich hinter die faschistische Front. Meine Kriegsanstrengungen waren also nur von kurzer Dauer. Aber es war befriedigend zu wissen, dass ich der Erste war, der feststellte, dass die Faschisten maurische Kavallerie einsetzten, ich den ersten Schuss abgegeben und getroffen hatte. Ich war ein ehemaliger Korporal in der dänischen Armee und wusste wie man mit einer Waffe umgeht.
Die Moros führten mich in eine Kirche. Dort wurde ich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gelegt. Ich fühlte mich äußerst unbehaglich und wusste nicht, was mit mir geschehen würde.
Zum Tode verurteilt
Die Mauren zeigten großes Interesse an meinen Stiefeln und es war offensichtlich, dass sie sie wollten. Ich zog den Stiefel aus, der von einer Kugel getroffen war – und zeigte es ihnen damit, als könnte ich Blut aus ihm herausschütten. Sie wollten die Stiefel trotzdem haben.
Sie fingen an, mich zu beleidigen; “bolschewistischer Drecksack” war das mildeste. Aber sonst geschah nichts. Ich wurde nicht medizinisch behandelt. Später wurde ich in ein Gefängnis mit deutschen Wachen und dann in ein Krankenhaus in Talavera de la Reina verlegt. Dort lagen bereits 30 Engländer und eine halbes Dutzend anderer Ausländer.
Hier wurden einige von uns vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Wir wurden jedoch als politische Schachfiguren benutzt; denn es war für die spanischen Rebellen von großem Wert, im Ausland – vor allem in England -, einen guten Eindruck zu machen. Wir wurden von italienischen Soldaten in italienischen Lastwagen aus dem Land gebracht. Wir fuhren über Burgos nach Irun an der französisch-spanischen Atlantikküste, wo wir freigelassen wurden.
Meine Brüder haben es nicht geschafft
Auf der anderen Seite der Grenze gab uns ein Hilfskomitee je 1.500 Franken. Ich ging nach Paris, um nach Spanien zurückzukehren.Das Rekrutierungsbüro wollte es aber nicht erlauben. Hier, im Rekrutierungsbüro, traf ich meinen Bruder Eggert auf dem Weg nach Spanien. Er hat es nicht überlebt, ebenso wenig wie mein jüngerer Bruder Harry, der ebenfalls fiel. Dies geschah eine Woche bevor die Internationalen Brigaden von der Front abgezogen und entlassen wurden.
Anmerkungen:
[1] Corbera, Gandesa und Quinto liegen südlich des Ebro.
[2] Das Rekrutierungsbüro befand sich am Place du Combat (heute Place Colonel Fabien im Arrondissement 19).
[3] Hillerød ist eine Stadt in Nordseeland.
[4] Die Jarama-Front lag in der Nähe des Flusses Jarama, etwa 20 Kilometer südlich von Madrid.
BEITRAGSBILD: Roger Davies. Lizenz
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