| SPANISHSKY.DK 8. JUNI 2021 |

Referat über die sowjetische Hilfe für die Spanische Republik, gehalten auf einer Veranstaltung der 5. Antifaschistischen Hafentage „Wolf Hoffmann“ am 29. Mai 2015 in Hamburg anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus

EINLEITUNG

 
Konzentriert wurde sich im Referat auf die direkte militärische Hilfe und deren Organisierung, die Überführung eines Teiles der spanischen Goldreserve in die Sowjetunion und berichtet über Schicksale sowjetischer Seeleute, die in faschistische Gefangenschaft gerieten. Die gesamte Arbeit, mit u.a. den Schiffsnamen, der Lieferintervalle usw., ist erhältlich unter brigadistas36@gmx.de.

Werbeplakat für eine Plakatausstellung „Revolutionäres Spanien“ in der Eremitage (Leningrad, Sowjetunion), 1936

Plakat zum Spanischen Bürgerkrieg, 1936

Neben der direkten Belieferung aus der UdSSR, wurde ein getarntes Netz von Handelsagenturen außerhalb der Sowjetunion aufgebaut. Sie hatten die Aufgabe Waffenkäufe zu tätigen und mit ausländischen Charterschiffen zu verschiffen. So z.b. Waffenkäufe von den Skodawerken in der Tschechoslowakei.

Die Hilfe der Sowjetunion war sehr umfangreich und betraf sowohl die uneigennützige humanitäre Hilfe, auf die im Referat aber nicht näher eingegangen wurde, als auch die militärische Hilfe in Form von Waffenlieferungen und Militärberatern.

In Spanien kämpften über 2 000 sowjetische Freiwillige, darunter waren 772 Flieger, 351 Panzersoldaten und Offiziere, 222 militärische Berater-und Instrukteure, 77 Marineoffiziere und Seeleute, 100 Artilleristen, 52 andere Militärspezialisten, 130 Flugzeugingenieure und Techniker, 156 Funker und 204 Übersetzer.

157 Freiwillige ließen ihr Leben und liegen in der spanischen Erde begraben.

DAS GOLD DER SPANISCHEN REPUBLIK

Nur ein Warenhandelsgeschäft?

Vielfach wird behauptet, dass die Sowjetunion als Bedingung für ihre Waffenlieferungen und sonstigen Hilfsgüter die spanischen Goldreserven verlangte, diese Hilfe praktisch als Handelsgeschäft betrachtete. Dies entspricht nicht der Wahrheit.

Militärberater waren bereits im August 1936 und die ersten Schiffe mit Panzern, Bombern und Munition ab September 1936 auf dem Weg nach Spanien.

Unmittelbar nach der Sitzung des Nichteinmischungskomitees am 9. September 1936 in London, begann die UdSSR mit der logistischen Planung der militärischen Hilfe für die Republik. Die sowjetische Regierung gab sich keinerlei Illusionen hinsichtlich des faschistischen Putsches und der weiteren Einmischung der deutschen und italienischen Faschisten hin, was sich im Nachhinein auch bestätigte.

Am 29. September wurde auf der Sitzung des Politbüros des Volkskommissariates für Militär- und Marineangelegenheiten der UdSSR beraten und die Entscheidung über die Durchführung der Geheim-Operation “Х” getroffen – die Anweisung aktiver Militärhilfe für das republikanische Spanien.

Nachdem bereits Ende September das spanische Schiff „CAMPECHE“ mit Waffen den Hafen Feodossia in Richtung Cartagena verließ, startete am 4. Oktober 1936 das erste sowjetische Schiff; die „KOMSOMOL“, mit Waffen an Bord vom gleichen Hafen und erreichte am 12. Oktober Cartagena.

Dies geschah alles, bevor auch nur 1 Gramm Gold der spanischen Goldreserve in der UdSSR eingetroffen war, geschweige denn, die spanische Regierung darüber eine Entscheidung getroffen hatte.

Die Verlagerung von Goldreserven Spaniens

Die Entscheidung Teile der Goldreserve der Bank Spaniens in die Sowjetunion zu senden, trafen Ministerpräsident Caballero und Finanzminister Negrin in der Stunde der Höchstgefahr – als die Gefahr der Einnahme Madrids durch die Faschisten bestand. Die spanische Regierung beschloss am 13.September 1936 die 635 t Goldreserve und die Silberreserve, die sich noch in der Madrider Bank befanden, auszulagern. Zu dieser Zeit lagerten außerdem in Frankreich 726 t Gold zugunsten der Republik. Weitere 174 t der Goldreserve aus Madrid, später aus Cartagena wurden nach Frankreich für den Kauf von Waffen verbracht.

Juan Negrín y López, Finanzminister der Republik Spanien

Juan Negrín

Francisco Largo Caballero, Premierminister der Republik Spanien während des Spanischen Bürgerkriegs

Francisco Largo Caballero

In die Höhlen von Cartagena verbrachte man Mitte September 1936 über 500 t Gold.

Cartagena war jedoch kein sicherer Ort. So schickte am 15. Oktober 1936 die spanische Regierung ein Ersuchen an die sowjetische Regierung mit der Bitte spanisches Gold in die UdSSR verbringen zu dürfen. Die Regierung der Sowjetunion erklärte sich nach Beratung mit dem Inhalt des Ersuchens einverstanden.

Einverständniserklärung
Marcel Rosenberg, erster Botschafter der UdSSR in Spanien

Marcel Rosenberg

Das Einverständnis erreichte Madrid am 20. Oktober 1936. Es lautete: „Genosse Rosenberg ist zu beauftragen der spanischen Regierung mitzuteilen, dass wir bereit sind die Aufbewahrung die Goldreserve anzunehmen und dass wir einverstanden sind mit der Verschickung dieses Goldes mit unseren aus den spanischen Häfen zurückkehrenden Schiffen, vorausgesetzt, dass das Gold von einem Bevollmächtigten der spanischen Regierung oder des Finanzministeriums begleitet wird und dass unsere Verantwortung für die Unversehrtheit des Goldes mit seiner Übergabe an das Volkskommissariat für Finanzen der UdSSR in unserem Hafen beginnt.“ Rosenberg war der sowjetische Botschafter.

Evakuierung des Goldes

Ungefähr 510 Tonnen Goldes wurden daraufhin, neben anderen Wertsachen, über den Hafen Cartagena mit 4 sowjetischen Schiffen zum Schwarzmeerhafen Odessa abtransportiert. Die ersten beiden Transporte (die KIM und die WOLGOLES) trafen am 2. November 1936 in Odessa ein, die beiden anderen (die KUBAN und die NEWA) am 4. November.

Die Operation lief aber nicht nur hinsichtlich der Aspekte der Sicherheit unter größter Geheimhaltung. Die Goldreserven dienten der spanischen Notenbank zur Deckung des Geldumlaufs. Jede Indiskretion hätte fatale Folgen nach sich gezogen, sowohl innen wie auch außenpolitisch.

Finanzierungs- und Waffenanträge

Im ersten Drittel des November 1938 schrieb Negrin einen Brief an Stalin und bat weitere Waffen in großem Umfang zu liefern. Dieser Brief wurde Ende November / Anfang Dezember 1938 durch Sisneros, dem Befehlshaber der republikanischen Luftwaffe, der sowjetischen Führung in Moskau überreicht.

Ignacio Hidalgo de Cisneros, kommunistischer Kommandant der republikanischen Luftwaffe während des Spanischen Bürgerkriegs

Ignacio Hidalgo de Cisneros

Die Menge der gewünschten Waffen war immens, u.a. 600 Panzerabwehrkanonen, 10 tausende leichte und schwere Maschinengewehre, 200 Jagdflugzeuge, 90 Bomber, 250 Panzer, 6 Küstenschutzschiffe, 12 Torpedoboote usw.

Scherzhaft wurde Cisneros vom sowjetischen Verteidigungsminister Woroschilow gefragt: „Wollen Sie uns ohne Waffen lassen?“ Jedoch akzeptierten Stalin und Woroschilow ohne jegliche Einschränkungen diese Wunschliste und vereinbarten, dass die sowjetische Regierung der Spanischen Republik eine Anleihe auf die gesamte Summe des Wertes der Waffen (mehr als hundert Millionen Dollar), gewährt.

Eine Garantie der Rückzahlung und Sicherheit gab es für die UdSSR nicht, lediglich die Unterschrift von Cisneros unter diese Vereinbarung.

Ab dem 15. Dezember 1938 bis zum 15. Februar 1939 waren die Waffen und die Militärtechnik von Murmansk aus nach Frankreich verschickt worden.

Sisneros erinnert sich: „die Waffen waren auf sieben sowjetische Schiffen geladen, die in die französischen Häfen eingelaufen sind. Die ersten zwei Schiffe kamen in Bordeaux an, als unsere Armee noch genug Zeit hatte, um die angelieferten Materialien zu verwenden. Aber die französische Regierung erdachte verschiedene Vorwände, ihren Transport durch Frankreich zu verzögern. Als die Waffen dann in Katalonien ankamen, war es bereits zu spät. Wir hatten keine Flugplätze, wo man die Montage der Flugzeuge hätte durchführen können, keine Territorien, um sich zu verteidigen. Wenn die Regierung Frankreichs sofort nach der Ankunft der sowjetischen Schiffe erlaubt hätte, die Waffen an die Republik zu befördern, hätte das Schicksal Kataloniens anders sein können. Wenn wir über diese Ausrüstungen hätten verfügen können, so hätten wir die Möglichkeit gehabt, noch einige Monate zu widerstehen. Und, die Lage beachtend, die sich in Europa entwickelte, hätte es sich als den Untergang der unheilvollen Verwirklichung der faschistischen Pläne erwiesen“.

Stopp der Waffenlieferung

Am 6. Dezember 1938 hatten Deutschland und Frankreich eine Freundschaftserklärung unterschrieben und somit gelang es nur eine kleine Anzahl von Waffen über die französische Grenze zu befördern. Ein großer Teil der Waffen musste zurück geschickt werden und ein Teil wurde vernichtet. Anfang Februar 1939 erreichte die Sowjetunion die Information, dass sehr viele sowjetische Waffen in die Hände der Faschisten gefallen seien. Daraufhin erging folgende Resolution an den Verteidigungsminister der UdSSR: „Genosse Woroschilow. Die Waffenlieferungen müssen eingestellt werden. Stalin.“

Liebe Freunde, es gäbe noch eine Menge Hintergründe aufzuzählen, so z.B., dass einige Monate vor der Ankunft Sisneros die Rote Armee schwere Kämpfe im Juli/August 1938 mit den Japanern am See Chassan führte. Außerdem ist zu beachten, dass es bis 1930 in der jungen Sowjetunion, hervorgegangen aus einem rückständigen Agrarstaat, kaum Schwerindustrie oder Maschinenbau gab. So konnte man erst ab 1932 Panzer und Flugzeuge in Serie produzieren. Diese waren teilweise mit Mängeln behaftet, da es an Fachpersonal in der Produktion fehlte.

Es gab praktisch keine ausgereifte Kriegsproduktion und darüber hinaus schwebte die latente Kriegsgefahr im Osten. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Unterstützung der Sowjetunion gar nicht hoch genug einzuschätzen und für mich persönlich als selbstlos zu betrachten.

Soweit in Kürze die sogenannte „Goldfrage“. Kommen wir jetzt zu den sowjetischen Blockadebrechern und der Versorgung der Republik mit Waffen.

DIE LOGISTIK DER TRANSPORTE

Operationen X und Y

Die Ausarbeitung der Pläne für die Militärhilfe begannen, wie anfangs erwähnt, Anfang September 1936. Daran beteiligt waren Mitarbeiter der Abteilungen der sowjetischen militärischen und politischen Aufklärung. Am 29. September wurde der Plan dem Volkskommissar für Militär-und Marineangelegenheiten, Kliment Jefremowitsch Woroschilow, vorgelegt. Darin wird Spanien unter der Bezeichnung „X“ geführt, es wurde eine Abteilung „X“ geschaffen und die gesamte Operation der militärischen Hilfe „X“ benannt. Für die Schiffe mit militärischer Ausrüstung wählte man die Bezeichnung „Y“

In Moskau zweifelte man nicht daran, dass auf der Pyrenäen Halbinsel der deutsche und italienische Geheimdienst aktiv sein werden und der englische Geheimdienst in die spanischen Ereignisse eingreifen konnte. Insgesamt erfolgten in 6 Intervallen Lieferungen von Waffen und von Personal. Die Literatur benennt 71 Schiffsfahrten.

Welche Aufgaben hatte diese Operation u.a. zu lösen?

Jan Karlowitsch Bersin, Sowjetischer kommunistischer Militärbeamter und Politiker und wichtigster Militärberater der Spanischen Republik

Jan Karlowitsch Bersin

General Grischin

Zum einem stand die Frage, wen man nach Spanien schickt. Es wurden die besten und erfahrensten Kader der Militäraufklärung geschickt. Ihr Leiter war Jan Bersin, der in Spanien die Aufgabe des Hauptmilitärberaters der Republik innehatte, er trug in Spanien den Code-Namen: „General Grischin“.

Auswahl der Häfen

Eine weitere, nicht einfache Aufgabe, zeigte sich in der Auswahl des Verladehafens. Einerseits sollte er nicht zu groß sein, um die Geheimhaltung zu garantieren und die Verladung der Militärtechnik vor ausländischen Agenten und fremden Personen abzuschirmen. Andererseits sollte er über eine ausreichende Tiefe, Hafen-Lagerkapazitäten und Verladeeinrichtungen verfügen. Nach einiger Überlegung wählte man den Schwarzmeerhafen FEODÓSSIJA auf der östlichen Seite der Insel Krim.

Er erwies sich jedoch im Laufe der ersten Verladungen hinsichtlich der Abschirmung und der vorhandenen Lagerkapazität als unzureichend. Nun sollten die Transporte vom auf der Westseite der Krim befindlichen Hafen SEWÁSTOPOL verschickt werden. Aber auch hier reichte die Tiefe an den Anlegestellen für große Schiffe nicht aus, und häufig musste auf der Reede geladen werden.

Wahl des Schiffes

Eine dritte Aufgabe bestand in der Eignung der Schiffe für die Transporte schwerer Militärtechnik. Viele Kriegsschiffe waren in den Jahren des Bürgerkrieges versenkt worden. So musste man anfangs Schiffe nehmen, die gerade zur Verfügung standen. Unter ihnen das spanische Tankschiff CAMPECHE, das am 26. September 1936 als „Y 1“, die Sowjetunion verließ oder der Holzfrachter STARY BOLSCHEWIK („Y3“).

Tarnung

Für die erste Waffenlieferung kamen als Tarnung alte ausländische Armeebestände zur Verladung. Jedoch war der Anteil an alten Waffen am Gesamtumfang aller Lieferungen unbedeutend; von den 1936 gelieferten 650.000 Infanterie-Gewehren waren lediglich ca. 60.000 vor 1917 hergestellt.

Die Anlieferung des Militärguts in die sowjetischen Verladehäfen erfolgte in getarnten Waggons mit der Aufschrift „Wladiwostok“, wodurch sie offiziell für Nachrichtenagenturen als Transporte in den fernen Osten deklariert waren. An den Panzern fand man keine Herstellerkennzeichen sowjetischer Fabriken, auf den Flugzeugen gab es nur wenige Geräte mit sowjetischer Kennzeichnung.

Die Kisten mit den Waffen erhielten Versandanschriften mit fiktiven Empfängern in Frankreich, Italien, Deutschland und Belgien. Sie waren tief im Laderaum der Schiffe verstaut. Darüber legte man Persenninge und Abdeckungen aus Holz und schüttete darauf eine Tarnladung in Form von Erzen, Getreide oder Kohle. Dies sollte ein schnelles entdecken bei eventuellen Inspektionen durch Vertreter des Nichteinmischungskomitees oder bei Kontrolle durch faschistische Kriegsschiffe verhindern. Die Ladungen wurden ordnungsgemäß versichert und die Schiffe begaben sich so auf eine ganz „offizielle“ Fahrt.

Seeschifffahrtsrouten

Die größte Anzahl von Fahrten nach Spanien fanden bis Dezember 1936 statt. Das Schwarzmeerkommando mobilisierte in dieser Zeit 19 Schiffe mit einer Kapazität zwischen 3.000 t und 10.000 t.

Die Fahrten aus den Schwarzmeerhäfen Odessa und Sewastopol führten zu den spanischen Mittelmeerhäfen Cartagena, Alicante, Valencia und Barcelona und in den Hafen von Valencia. Von der Ostsee aus fuhren die Schiffe in die Biskayahäfen Santander und Bilbao.

Das Anlaufen der Häfen erfolgte in strikt vorgegebener Reihenfolge und Entfernung. Die Schiffe fuhren nicht im Konvoi, in Höhe der spanischen Küste hielt man tagsüber einen Abstand von 80-100 Kilometern ein und fuhr im Schutz der Dunkelheit zum Bestimmungshafen, den man vor Sonnenaufgang zu erreichen versuchte. Schiffsidentifikationen und Navigationsflaggen wurden verborgen.

Hilfe der Sowjetunion: Sowjetisches Schiff „KURSK“ mit militärischem Nachschub für die spanischen republikanischen Streitkräfte im Hafen von Alicante

Sowjetisches Schiff „KURSK“ mit militärischem Nachschub für die spanischen republikanischen Streitkräfte im Hafen von Alicante

Fahrten der Schiffe

Gefährliche Seegebiete, in denen die Faschisten patrouillierten, wurden nachts durchfahren und dabei die Lichter gelöscht. Bug, Heck, Ausguck, Backbord und Steuerbord waren ständig mit Wachen besetzt, um den Horizont nach feindlichen Schiffen abzusuchen. Schätzte man ein, dass keine Gefahr bestand, drehte man in Richtung spanische Küste ab und fuhr in einen der republikanischen Häfen ein. Als Regel galt, dass die Entladung dann von der Mannschaft zwischen Sonnuntergang bis Sonnenaufgang durchzuführen ist. Die Waffenladungen wurden in der Regel direkt auf bereitstehende Güterwaggons verladen und verließen ohne Zwischenlagerung den Hafen in Richtung Landesinnere.

Dem gegenüber wurden „offizielle“ Entladungen, wie Lebensmittellieferungen, tagsüber durch spanische Hafenarbeiter durchgeführt.

Während der Fahrt existierte eine 24stündige Funkverbindung zwischen dem Flottenkommando und den Schiffen. Der Austausch von Informationen erfolgte 2x am Tag über einen kurzwelligen Radiosender und bestand aus kurzen vorher festgelegten Signalen. Sobald sowjetische Schiffe (Handels – wie auch Militärtransportschiffe) Bewegungen faschistischer Schiffe sichteten, gaben sie unverzüglich deren Koordinaten per Funk an die Zentrale durch. Daraufhin erhielten die Militärtransportschiffe umgehend Information und änderten ihre Route. Die normalen Handelsschiffe täuschten dann eine Flucht vor und lenkten somit die Kriegsschiffe des Gegners auf sich. So gelang es häufig die Kriegsschiffe weit von den Militärtransportschiffen weg zu lotsen.

Wurde ein normales Handelsschiff durch die Faschisten aufgebracht und in einen Rebellenhafen, z. B. nach Ceuta oder Palma gelotst, gab das sowjetische Schiff sofort per Funk an alle Schiffe im Mittelmeer, der Biskaya und der Straße von Gibraltar eine Informationen über die entsprechenden Kriegsschiffe und deren Koordinaten durch und informierte in welchen Hafen sie selbst verbracht wurden.

Die Lieferungen

In der Zeit vom 26. September 1936 bis zum 13. März 1937 (Lieferserien 1, 2 und 3) erfolgten 27 Fahrten, davon 20 vom Schwarzen Meer aus nach Cartagena und 2 aus Leningrad in die nördlichen Häfen von Spanien. Aus Murmansk fuhr 1 Schiff nach Frankreich und aus anderen Ländern 4 Schiffe.

Es waren 11 sowjetische, 11 spanische und 3 ausländische Dampfer. Vermutlich auf allen ausländischen Schiffen war ein sowjetischer Funker. Belegt ist dies für das spanische Schiff „CABO PALOS“.

Die 4. Lieferserie erfolgte vom 21. April bis 10. August 1937 mit insgesamt 12 Fahrten. Die 5. Serie wurde mit 14 Transporten ausgeführt, dabei wurden u.a. 9 Schiffe der Gesellschaft „France Navigation“ eingesetzt. Diese Gesellschaft wurde am 15. April 1937 von der Kommunistischen Partei Frankreichs gegründet. Festzuhalten ist, dass ab der 2. Lieferserie überwiegend spanische und französische Schiffe zum Einsatz kamen.

Die letzte Waffenlieferung erreichte aus den vorher genannten Gründen nicht mehr die Spanische Republik. In den 5 Serienlieferungen davor, wurden an militärischen Großgeräten geliefert: 686 Jagdflugzeuge, 335 Panzer, 30 Torpedoboote, 723 Kanonen, 508 Geschütze und 4.162.200 Gewehre (MG und einfache Gewehre).

DIE FAHRTEN DER „KOMSOMOL“ UND DAS SCHICKSAL DER SEELEUTE

Hier ausführlich die Geschichte des sowjetischen Blockadebrechers „KOMSOMOL“.

Die „KOMSOMOL“ war 1932 in Leningrad gebaut worden und war ein Kind des ersten Fünfjahrplanes der Sowjetunion und entsprach allen Anforderungen jener Zeit. 1936 wurde Geórgij Afanásjewitsch Mesénzew Kapitän dieses Schiffes. Das Schiff war der Schwarzmeerreederei übergeben worden und fuhr auf der Route Odessa-Leningrad.

Hilfe der Sowjetunion: Die „KOMSOMOL“ in Valencia

Die „KOMSOMOL“

Im Herbst 1936 lud die „KOMSOMOL“ im Odessaer Hafen eine Ladung Weizen. Die Mannschaft bereitete das Schiff auf die nächste Fahrt vor.

Die Beladung der „KOMSOMOL“

Da erschien unerwartet der Flottenchef an Bord und forderte Kapitän Mesénzew auf, sofort die Beladung abzubrechen, den bereits geladenen Weizen zu entladen und unverzüglich nach Feodóssija zu fahren. Dort sollte er eine Ladung vom „Volkskommissariat für Militärangelegenheiten „in Empfang“ nehmen. In Feodóssija angekommen, begann die Beladung des Schiffes mit: Lastkraftwagen, Panzern, Flugzeugen, Munition, Benzin, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Mit an Bord gingen auch die Besatzungen der Panzer.

Die Instruktionen für Kapitän Mesénzew lauteten:
– strikte und höchste Geheimhaltung
– das Schiff fährt ohne militärischen Begleitschutz
– offiziell fährt das Schiff nach Mexiko, schwenkt jedoch vor Gibraltar zur spanischen Küste
– Begleitpapiere für die Ladung werden nicht ausgestellt
– Zielhafen ist Cartagena in Spanien

Ein Vertreter des Volkskommissariats wandte sich an die Mannschaft und stellte allen Seeleuten frei ohne Begründung an Land zu bleiben. Keiner blieb jedoch zurück.

Am 2. Oktober 1936 legte das Schiff ab, es war jetzt Teil der Geheimoperation „X“ und trug dieNummer „Y2“. (Ihr erinnert euch, die sogenannte „Goldfrage“ war noch nicht Thema zwischen Spanien und der UdSSR geworden).

Ankunft in Spanien

Vor der Küste Spaniens bemerkten sie die kreuzenden getarnten Kriegsschiffe der deutschen Marine, die „SPEER“ und die „LÜTZOW“.

Als die „KOMSOMOL“ in Cartagena anlegte, kam Nikolái Gerássimowitsch Kusnezów (sein Tarnname in Spanien war Nikolas, er war 1936 als Marineattaché nach Spanien geschickt worden) an Bord und man begann sofort mit der Entladung.

Obwohl die ausgeladenen Panzer hinter einer hohen Ziegelmauer standen, sprach umgehend die ganze Stadt nur von diesem Ereignis. Die Bevölkerung jubelte als die Panzer auf den Straßen Cartagenas erschienen und rief: „Viva Rusia!“ und die Leute warfen ihre Baskenmützen hoch in die Luft. Viele Tausende waren zur Begrüßung des Schiffes gekommen, das der Republik Waffen brachte. Diese Panzer waren dann dabei, als die Faschisten vor Madrid zurück geschlagen wurden, in die Schlacht geführt von sowjetischen Panzerfahrern.

Faschistische Reaktion

Die Information über diese Schiffsreise mit dieser besonderen Ladung drang natürlich auch bis zu den Faschisten vor und, offensichtlich, wollte man daraufhin um jeden Preis mit der „KOMSOMOL“ wo und wann und wie auch immer „abrechnen“.

Die nächste Fahrt der „KOMSOMOL“

Die Heimreise der „KOMSOMOL“ nach Odéssa verlief ohne Zwischenfälle. Im Hafen wurde neue Ladung für Alicante und Valencia übernommen: Autos, Benzin, Medikamente, Lebensmittel und Geschenke des sowjetischen Volkes. Diesmal war der Zielhafen Valencia.

Der Empfang des Schiffes in Spanien war auch diesmal überwältigend. Zehntausende standen am Kai und jubelten der Besatzung zu. Fast ausnahmslos hielt jeder Spanier einen Strauß Rosen in der Hand um sie der Besatzung zuzuwerfen. Aus weit entfernten Dörfern kamen Bauern aufs Schiff und brachten als Geschenk Kisten voll mit Mandarinen und Apfelsinen. Die Mannschaft versuchte abzulehnen, es half nichts.

Später wurden die sowjetischen Seeleute zu einem Fußballspiel gegen eine Mannschaft aus Valencia aufgefordert. Achtzigtausend Menschen säumten die Ränge. Nachdem der symbolische Anstoß durch den Kapitän der „KOMSOMOL“, Georgij Afanásjewitsch Mesénzew erfolgt war, rief das gesamte Stadion im Sprechchor „VIVA RUSIA“!

Die letzte Fahrt der „KOMSOMOL“

Eine weitere Fahrt der „KOMSOMOL“, erfolgte am 5. Dezember 1936, als sie Manganerz im sowjetischen Hafen Poti, geladen hatte. Der Bestimmungshafen diesmal war Gent in Belgien. Eine friedliche Ladung in ein neutrales Land…

Es sollte ihre letzte Reise werden.

Was geschah? Am Abend des 13. Dezember 1936 näherte sich der „KOMSOMOL“ auf freiem Meer ein Kriegsschiff. Das Kriegsschiff gab keine Erkennungszeichen und fragte lediglich, welche Ladung an Bord sei und nach dem Bestimmungsort. Daraufhin entfernte es sich. Dieses Vorgehen machte Kapitän Mesénzew sehr misstrauisch.

Und wirklich, als sein Schiff am nächsten Tag auf der Höhe von Algier fuhr, erschien der faschistische Kreuzer „CANARIS“. Die Faschisten forderten: „Stoppen sie die Maschinen!“ Sie kaperten das Schiff, beschlagnahmten die Schiffspapiere und die Pässe der Seeleute.

Die Besatzung forderte man auf das Schiff zu Verlassen und teilte der Besatzung mit, dass die „KOMSOMOL“ versenkt wird. 36 Besatzungsmitglieder, unter Ihnen zwei Frauen, verließen in eigenen Rettungsbooten das Schiff, um kurz darauf die Versenkung ihres Schiffes mitzuerleben. Man befahl die Besatzung der „KOMSOMOL“ an Bord der „CANARIS“ und nahm sie dort gefangen. Die Besatzung der „KOMSOMOL“ war sehr jung. Nur 5 Mitglieder waren älter als 36 Jahre, selbst der Kapitän war erst 33 Jahre alt.

Erst am 20. Dezember 1936, also 6 Tage nach der Versenkung, konnte die sowjetische Nachrichtenagentur TASS lediglich melden: „Ein Piratenkreuzer der spanischen Faschisten hat am 14. Dezember diesen Jahres das Schiff „KOMSOMOL“ in Brand gesteckt und versenkt. Das Schicksal der Mannschaft ist ungeklärt…“

Das Schicksal der Mannschaft

Das Schicksal der Mannschaft war ein Martyrium.

Nach 8 Tagen in den Stahlkasematten der Kreuzers „CANARIS“ wurden sie in das mittelalterliche Gefängnis von Puerto del Santa-Marija in Cadiz, an der Südwestküste Spaniens, eingeliefert. Die Gefängniszellen waren dunkel, voller Ratten und Ungeziefer.

Die darauffolgende Zeit war gekennzeichnet durch unvorstellbare Entbehrungen, Kälte, Hunger, brutale und gewaltsame Verhöre, Demütigungen. Aber man konnte sie nicht brechen. Sie lernten sich durch Morsezeichen über die Zellenwände zu verständigen.

Die Faschisten verurteilten die Seeleute zum Tode und steckten sie einzeln in Todeszellen. Mehrmals wurden sie in den Hof des Gefängnisses geführt und man inszenierte Erschießungen. Später verlasen die Faschisten Ihnen eine Erklärung, dass die ausgesprochene Todesstrafe dank der „Gnade“ Francos, durch 30 Jahre Gefängnisstrafe ersetzt sei.

Es vergingen Monate bis die ersten Seeleute wieder frei kamen. Nach langen und zähen Verhandlungen der sowjetischen Regierung und des Internationalen Roten Kreuzes gelang es dann 11 Seeleute freizubekommen, die am 3. Oktober 1937 Paris erreichten.

Einen Monat später kamen weitere 18 Besatzungsmitglieder frei. Drei von ihnen baten, als sie mit einem erneuten Hilfstransport in Valencia einliefen, als Freiwillige in Spanien bleiben zu können. Sie kämpften in der XII. Internationalen Brigade. Es waren: Wassilij Titarenko, Wladimir Podgorezki und Wassilij Fomin.

Originaltitel (übersetzt aus dem Spanischen ins Deutsche): 2. Battallon GaribaIdi-Truppen, auf russischen LKWs 3HC, im Hof Zarco del Valle in El Pardo. Bereit, an die Front des Los Angeles Cerro und der Ciudad Universitaria in Madrid zu gehen. Kommandant des Batallons: Randolfo Pacciardi. Kommandant der Brigade: Máté Zalka (General Lukács). November 1936.

Truppen des Garibaldi-Bataillons, XII. Internationale Brigade, November 1936

Die letzten 7 Seeleute der Besatzung der Komsomol mussten insgesamt 2 Jahre und acht Monate in den faschistischen Folterkammern ausharren. Der sowjetischen Regierung gelang es, sie im Austausch mit in der UdSSR inhaftierten Italienern frei zu bekommen.

Schiffe beschlagnahmt oder versenkt

Außer der „KOMSOMOL“, torpedierte und versenkte der Kreuzer Canaris im westlichen Mittelmeer das sowjetische Handelsschiff „BLAGOJEW“ und der italienische Zerstörer „TURBINE“ das sowjetische Handelsschiff „TIMIRJASEW“.

Zahlreiche sowjetische Handelsschiffe wurden von den Faschisten gekapert, so die „SMIDONOWITSCH“, „LENSOVET“, „POSTYSCHEW“, die „ZJURUPA“, die „MAXIM GORKI“, die „MAX HOELTZ“ und die „KATAYAMA“, um nur einige zu nennen.

Kapitän Michail Konoschénko vom sowjetischen Handelsschiff „SMIDONOWITSCH“ und seine Mannschaft wurden von einem faschistischen Gericht zu 13 Jahre Gefängnis verurteilt. Er saß sechs Monate im Gefängnis von San Sebastien unweit von Santander und weitere 19 Monate im Gefängnis von Toulouse. Erst im Juli 1938 konnten die Mannschaft gegen gefangenen Faschisten ausgetauscht werden.


Gäste aus Moskau

Zu den Veranstaltungen anlässlich der 5. Antifaschistischen Hafentage „Wolf Hoffmann“ begrüßten wir im Jahr des 70. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus Gäste von der „Assoziation zur Erinnerung an die sowjetischen Militär-Freiwilligen in Spanien 1936-1939“. Unter ihnen Inna Lwowna Korobyzina, die Nichte von Aleksej Pawlowitsch Korobyzin (pseudonym in Spanien: „Kantor“). Er war der Übersetzer für Nikolai Kusnezow.

In dieser Organisation führen die Nachkommen der „Sowjetischen Freiwilligen im Spanischen Krieg 1936-1939“ eine große Erinnerungsarbeit durch. Die Leitung liegt bei Natalja Rodionowna Malinowskaja, der Tochter von Rodion Jakowlewitsch Malinowski (pseudonym in Spanien: Koronel Malino), später Marschall der Sowjetunion. Zu den Mitgliedern zählen u.a. Raisa Kusnezowa, die Schwiegertochter von Admiral Nikolai Gerassimowitsch Kusnezow (pseudonym in Spanien: „Lepanto“), der vom August 1936 bis Juli 1937 Marineattaché und Flottenberater in Spanien war (später Flottenadmiral der Sowjetunion); ebenso Michail Golowko, Sohn von Arsenij Grigorjewitsch Golowko (pseudonym in Spanien: „Don Simon Garcia Galvis”) späterer Flottenadmiral.