| SPANISHSKY.DK 29. MAI 2017 |

Den Abschluss der „7. Antifaschistischen Hafentage“ bildete, wie könnte es anders sein, eine alternative Hafenrundfahrt – die „Antifaschtische Hafenrundfahrt“

Auf Spanishsky.dk vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade

Während der Hafenrundfahrt passierte die Barkasse die Stelle von der aus der Hapag-Dampfer „St.Louis“ am 13. Mai 1939 den Hamburger Hafen Richtung „Neue Welt“ verlies. Auf der Brücke stand damals der aus Schleswig-Holstein stammende Kapitän Gustav Schröder, als eine Musikkapelle vor dem Schuppen 76 zum Abschied “Muss i denn zum Städtele hinaus” spielte. Noch ahnten weder Crew noch Passagiere, dass aus dieser Reise eine Irrfahrt werden sollte.

Die „St.Louis“ war im Nordatlantikdienst von Hamburg nach Halifax und New York eingesetzt gewesen und unternahm ausserdem Kreuzfahrten von jeweils 16-17 Tagen Dauer zu den Kanarischen Inseln, nach Madeira und nach Marokko. Ab 1934 wurde sie im Sommer auch vom Amt für Reisen, Wandern und Urlaub (RWU) der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF) gechartert, um mit jeweils 900 Urlaubern an Bord “KdF-Reisen” nach Norwegen durchzuführen.

Der Weltöffentlichkeit wurde die St. Louis bekannt durch ihre Irrfahrt mit jüdischen Emigranten (ausnahmslos deutsche Juden, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen der Reichspogromnacht aus dem nationalsozialistischen Deutschland auswandern wollten)

Antifaschistischen Hafentage Hamburg

Antifaschistischen Hafentage Hamburg

Das Schiff verließ am 13. Mai 1939 Hamburg zu einer Sonderfahrt mit Ziel Kuba. An Bord befanden sich 937 Passagiere. Am 27. Mai 1939 erreichte das Schiff Havanna, wo es in der Bucht ankerte, da die kubanische Regierung das Anlegen am Pier verweigerte (merke: nicht das sozialistische Kuba). Die kubanischen Visa-Bestimmungen waren kurz zuvor geändert worden, und die Behörden verweigerten die Einreise.

Nach einer qualvollen Wartezeit von Mitte Mai bis Mitte Juni 1939 musste die „St.Louis“ schließlich mit nahezu sämtlichen Passgieren wieder zurück nach Europa, wo die Regierungen von Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien zur Aufnahme der Emigranten bereit waren.

Mit der Besetzung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs durch die Wehrmacht im Sommer 1940 geriet die Mehrzahl der in Belgien, den Niederlanden und Frankreich aufgenommenen Emigranten jedoch in den Herrschaftsbereich des NS-Regimes. Soweit bekannt wurden 254 von ihnen Opfer im Holocaust.


Beitrage aus Neue Rheinische Zeitung 25 Mai 2017