| SPANISHSKY.DK 23. NOVEMBER 2020 |

Das Denkmal für die dänischen Freiwilligen, die im Spanischen Bürgerkrieg gefallen sind, befindet sich im Churchill Park, auf der Esplanade in Kopenhagen, und hat eine bewegte Vergangenheit. Der Wille ein Denkmal zu errichten war immer in Gedanken vorhanden. Viele Jahre lang stellten jedoch zahlreiche Probleme ein Hindernis für die Umsetzung dieser Idee dar. Aber das Feuer dafür war entfacht und brannte weiter – allerdings nur auf kleinster Flamme. Der Traum war, dass eines Tages die Idee für ein Denkmal Wirklichkeit werden würde und – die Idee wurde zur Wirklichkeit!

 
Von Allan Christiansen/Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade

Ein Gedanke

Am 17. Oktober 1946 feierte in Dänemark der Danske Spaniensfrivilliges Forening (Verband der dänischen Freiwilligen in Spanien) den 10. Gründungstag der Brigaden in Albacete. Zu diesem Anlass wurde ein kleines Flugblatt veröffentlicht. In ihm schrieb der damalige Vorsitzende, Poul Erik Dreyer, unter anderem: “Etwa 100 dänische Kameraden kehrten nie zurück, sie fielen im Kampf. Heute, am 10. Jahrestag, müssen wir Überlebende versprechen, dass wir das Gedenken an die Gefallenen bewahren und sie ehren. Schaffen wir für sie ein würdiges Denkmal – es muss errichtet werden”.

Vom Gedanken zur Tat

Ein schöner und von Herzen kommender Gedanke, der schriftlich festgehalten wurde. Aber die Zeit stellte andere und neue Anforderungen an den Einzelnen. Der Kalte Krieg wurde mit Churchills Fulton-Rede eingeleitet, der Frieden in Europa war bedroht und innenpolitische Probleme erschienen auf der Tagesordnung.

Viele Probleme mussten angegangen werden und folglich die Vision ein Denkmal zu errichten in den Hintergrund gedrängt. Dringendere Angelegenheiten traten in den Vordergrund.

Im Laufe der Jahre und unter den nachfolgenden Vorsitzenden sprach man das Thema auf mehreren Sitzungen und Generalversammlungen der Vereinigung an, aber es wurde keine endgültige Entscheidung getroffen.

Die Vision, ein Denkmal zu errichten, wurde jedoch Anfang der achtziger Jahre neu belebt – wahrscheinlich inspiriert u.a. durch die Tatsache, dass die Vereinigung schwedischer Freiwilliger in Spanien ein Denkmal in Stockholm errichtet hatte und der 50-jährige Gedenktag an den Ausbruch des Bürgerkriegs in Spanien unmittelbar bevorstand, wie auch die Gründung der Internationalen Brigaden.

Gründung eines Komitees

Egon Farcinsen, der Jahre lang den Vorsitz geführt hatte, war ständig bemüht gewesen das, was von der mehr oder weniger erstarrten Vereinigung übrig war, zusammenzuhalten. Am 17. August 1984 trat Egon in den Ruhestand.

Auf der Generalversammlung im Jahr 1984 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Im Vorstand war jetzt Egon Gissel, Eigil Buch und Willy Petersen mit Marius Christiansen als Vorsitzenden.

Einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung der Vorstandssitzung war der Tagesordnungspunkt 3: “Gedenken an unsere gefallenen Kameraden”. Von da an ging alles zügig voran, und am 24. August berief eine Gruppe um Henning Tjørnehøj als Hauptverantwortlichem vom LO (Dachverband der dänischen Gewerkschaften) eine Sitzung ein. Sie führte zur Gründung eines Komitees mit der Bezeichnung ‘Komiteen for de danske spaniensfrivilliges minde’ (‘Komitee für ein Denkmal der dänischen Freiwilligen in Spanien’). Dem Komitee gehörten schließlich Marius Christiansen, Villy Fuglsang, der Abgeordnete Søren Hansen, Børge Houmann, Frode Jakobsen, der Schriftsteller Albert Petersen und Henning Tjørnehøj an. Bei dem Treffen wurde vereinbart in der Nähe des Frihedsmuseet (Museum des dänischen Freiheitskampfes 1940-1945) ein Denkmal zu errichten. Darüber hinaus beschloss man, mit dem Sammeln von Geld zu beginnen und eröffnete daraufhin ein Girokonto. Der Rechtsanwalt Jørgen Christensen erklärte sich bereit, die gesammelten Gelder kostenlos zu verwalten.

Welcher Künstler? Was für ein Denkmal?

Das Komitee begann sofort Vorschläge für potenzielle Künstler und die Gestaltung des Denkmals zu sammeln. Knud Nellemose, Robert Jacobsen, Per Ulrich und Gunnar Westmann wurden als potenzielle Künstler vorgeschlagen, aber letzendlich bat man Per Ulrich den künstlerischen Entwurf zu machen.

So einfach es war, sich auf den Künstler zu einigen, so schwierig war es, sich auf die Gestaltung des Denkmals zu einigen. Nach vielen und langen Diskussionen und mehreren Besuchen in Per Ulrichs Atelier, in dem der Künstler mehrere Monumente aus Metall, Beton bzw. Stein präsentierte, entschied man sich dem Vorschlag Per Ulrichs zu folgen: für eine lineare dreieckige Pyramidenstele mit schräg geschnittenen Stielen aus Faserbeton. Übrigens glaubte Per Ulrich, dass das Denkmal für etwa 200.000 DKK/Dänische Kronen (1986 ca. 53.000 DM) hergestellt werden könnte.

Die Nationale Kulturstiftung (Statens Kulturfond) verpflichtete sich, Mittel für die Umsetzung der Aufgabe bereitzustellen. Das bedeutete laut Satzung der Stiftung, dass der Ausschuss 50.000 DKK (1986 ca. 13.000 DM) beschaffen sollte. Auf dieser Grundlage wurde eine Vereinbarung zwischen der Nationalen Kulturstiftung, dem Künstler Per Ulrich und dem Komitee getroffen. Die Vereinbarung enthielt eine detaillierte Beschreibung der Größe und Form des Denkmals sowie der Kompetenzverteilung.

Der Standort des Denkmals

Neben der Aufgabe die Spendensammlung auf die Beine zu stellen, ergab es sich eine weitere Aufgabe, nämlich die Einholung der Genehmigung zur Errichtung des Denkmals im Churchill Park, gegenüber dem Museum des dänischen Widerstands.

Der Park gehörte der Kopenhagener Stadtverwaltung, daher wandte sich das Komitee zunächst an den Oberbürgermeister, Egon Weidekamp. Dieser verwies das Komitee an den Staatsarchitekten Eivind Lorenzen – und nun begannen die Schwierigkeiten erst richtig. In erster Linie war der Staatsarchitekt nicht damit einverstanden das Denkmal im Churchill-Park anzusiedeln, da dieser, seiner Meinung nach, bereits mit Skulpturen überfüllt war. Zweitens gefiel ihm der Entwurf für das Denkmal, den Per Ulrich geschickt hatte, nicht. Nach vielen und langen Verhandlungen gelang es dem Komitee jedoch eine Einigung über den ursprünglichen Vorschlag für das Denkmal und den Standort im Churchill-Park zu erzielen.

Die Spendensammlung

Die Beschaffung von 50.000 DKK erwies sich als schwierig, und im Februar 1986 war erst die Hälfte des Betrags zusammen gekommen. Außerdem war das Projekt teurer geworden, da man vereinbarte, das Denkmal in Granit zu errichten. Das Komitee musste nun 62.500 DKK aufbringen.

Aufgrund der gegebenen Situation wandte sich das Komitee schriftlich an eine Reihe von Gewerkschaften und forderte sie auf, etwas Geld “zu spenden”. Letztendlich wurde das Geld zusammengebracht, vor allem dank der Gewerkschaften. Dem Komitee gelang es sogar, 68.000 DKK zu beschaffen, so dass noch genug Geld für eine kleine Feier im Rahmen der Enthüllung des Denkmals übrig blieb.

Der Stadtarchitekt und der Leiter der Kulturverwaltung – “Zwei ehrenwerte Männer”

Als nächstes stand die eigentliche Enthüllung des Mahnmals auf dem Programm. Geplant war, dass sie am 17. Oktober stattfinden sollte – dem Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden im spanischen Albacete. Das Datum musste jedoch verschoben werden, da die Spanienkämpfer zu dieser Zeit nach Spanien eingeladen wurden waren, um die Gründung der Brigaden zu feiern. Es wurde nun der 1. November festgelegt.

Alles war hergerichtet: der Künstler hatte seinen Teil des Projektes abgeschlossen, der Steinmetz gab dem Werk den letzten Schliff und das Programm für den Tag war festgelegt. Dann, in letzter Minute, tauchten Probleme auf: der Stadtarchitekt versuchte den Standort des Denkmals vom vereinbarten Ort an einen Ort weiter innerhalb des Parks zu verlegen und im Stadtrat prangerten die Konservativen, angeführt vom Kulturamtsleiter Axel Clausen, die Errichtung des Denkmals an. Nach den Angaben von Berlingske Tidende [1] vom 30. Oktober 1986 erfolgte die Verunglimpfung der Errichtung des Denkmals und laut Land og Folk [2] vom 1.-2. November 1986, mit dem „Argument“, dass die Errichtung des Denkmals “eine Kampfansage an das demokratische Spanien” darstellen würde.

Wie der Volksmund sagt, “Das ist wirklich der Gipfel der Unverschämtheit“. Man könnte auch hinzufügen: “Es ist sozusagen das i-Tüpfelchen des Systems”. Aber auf der anderen Seite, wenn man bedenkt, was wir heute erleben, kann man aus dieser Ecke nur die unglaublichsten und bizarrsten Taten erwarten.

Das Spaniendenkmal – von der Idee bis zur Realisierung: Denkmal für die dänischen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg im Churchill-Park, Kopenhagen

Denkmal für die dänischen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg im Churchill-Park, Kopenhagen

Die Enthüllung des Denkmals

Wie oben erwähnt, sollte die Enthüllung am 1. November stattfinden. Um drei Uhr nachmittags trafen die Menschen im Museum des dänischen Widerstands ein, und bald darauf war der Versammlungsort mit Teilnehmern, Gewerkschafts- und Parteifahnen brechend voll. Henning Tjørnehøj hielt eine Begrüßungsrede und dann sangen die Anwesenden Martin Jensens schönes Lied aus dem Jahr 1937 “En hilsen til jer kammerater” [“Genossen, wir grüßen euch”].

Als nächstes hielt Villy Fuglsang eine Rede, in der er u.a. sagte: “Kameraden und Freunde. Im Namen meiner Genossen möchte ich allen, die hierhergekommen sind, für die Enthüllung des Denkmals für unsere Genossen danken, die für den Freiheitskampf des spanischen Volkes mit ihrem Leben bezahlt haben – und für den gemeinsamen Kampf der Völker gegen Faschismus und Kriegsgefahr. Dank an diejenigen, die die Initiative ergriffen haben, dafür zu sorgen, dass auch in Dänemark den “Voluntarios Internacionales de la Libertad” – den “Freiwilligen der Freiheit”, wie es auf dem kleinen Emblem geschrieben steht, ein bleibendes Denkmal gesetzt wird, das für uns ein Ehrenzeichen und eine Verpflichtung ist. Ich hoffe, ich trete niemandem auf die Füße, wenn ich jetzt Henning Tjørnehøj als die unermüdliche, verständnisvolle und treibende Kraft innerhalb des Komitees für dieses Anliegen erwähne“.

Schließlich hielt der spanische Botschafter in Dänemark, Joacuin Ortega, eine Rede, in der er unter anderem sagte: “Es ist eine große Ehre für mein Land, heute hier den Mut, die Opfer und das Verlangen nach Gerechtigkeit junge Menschen aus Dänemark dazu brachte auf spanischem Boden für ihre Ideale zu kämpfen, zu würdigen. Es waren Menschen, wie der junge Friseur, der seinen Enthusiasmus und seinen Lebensoptimismus in dem Tagebuch bekräftigt hat, das dem Film seinen Namen gab, und der kürzlich als Hommage an die Frontkämpfer gedreht wurde”.

Danach versammelten sich die Menschen um das Denkmal und der Vorsitzende des Verbands der dänischen Freiwilligen in Spanien nahm die eigentliche Enthüllung vor. 

Endlich bekamen die dänischen Spanienkämpfer ihr Denkmal – 50 Jahre nach Ausbruch des Bürgerkrieges und 40 Jahre nachdem die ersten Gedanken über die “Errichtung eines würdigen Denkmals für die in spanischer Erde begrabenen Kameraden” schriftlich festgehalten wurden.


Notizen:

[1] Älteste existierende dänische Zeitung, die traditionell als konservativ wahrgenommen wird.

[2] Ursprünglich eine illegale Zeitung, die 1941 von der Dänischen Kommunistischen Partei gegründet wurde. Nach dem Krieg eine Tageszeitung. 1991 eingestellt.