Grenzüberschreitender Antifaschismus 1933-1945
| SPANISHSKY.DK 12. SEPTEMBER 2020 |
Rien Dijkstra – Sekretär der niederländischen Spanienkämpfer Vereinigung (Dutch International Brigade memorial trust, Stichting Spanje 1936-1939) schuf in Zusammenarbeit mit der dänischen Schwesterorganisation Foreningen Venner af De Internationale Brigader die Website spanishsky.dk – Rien verstarb am 2. August 2018.
Von Rien Dijkstra/Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
Rien hat diesen Bericht über August Levin (geboren am 25. Mai 1895 in Loitz) und Eugen Schwebinghaus (geboren am 4. Januar 1906 in Ronsdorf; starb am 16. November 1967) verfasst. Eugen Schwebinghaus wurde am 24. Januar August 1944 im Gefängnis Bruchsal hingerichtet. Beide gehörten zu vielen, die in den Jahren 1933-1945 am grenzüberschreitenden antifaschistischen Kampf beteiligt waren.
“Grenzüberschreitender Antifaschismus
Viele Deutsche haben für den Kampf gegen den Faschismus Ländergrenzen überschreiten müssen. Als Hindenburg 1933 die Macht an Hitler übertrug, gingen viele Deutsche ins Exil. Oft wurde ihnen, ohne im Besitz von Ausweispapieren zu sein, über die deutsche Grenze zur Flucht in die Nachbarländer geholfen.
Dies geschah u.a. an der deutsch-niederländischen Grenze bei Groningen. An grenznahen Orten wie Nieuw Statenzijl, Delfzijl, Bellingwolde erreichten deutsche Antifaschisten illegal die Niederlande. Diejenigen, denen die Flucht in die Niederlande gelang, wurden illegal untergebracht und setzten ihren Widerstand gegen das Hitlerregime in enger Zusammenarbeit mit niederländischen antifaschistischen Organisationen fort. Da sie sich illegal in den Niederlanden aufhielten, waren sie stets von Verhaftung bedroht.
Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, gingen viele dieser Flüchtlinge in den Niederlanden nach Spanien. Und später, als die Spanische Republik besiegt wurde, setzten viele den Kampf gegen den Faschismus in anderen europäischen Ländern und mit vielen nationalen Widerstandsgruppen fort.
So auch August Levin
August Levin gehörte zu den vielen Antifaschisten, die Deutschland verließen und in die Niederlande kamen. Er war im November 1933 aus dem Konzentrationslager Neusustrum, einem der Konzentrationslager im Emsland, das nur wenige Kilometer von der holländischen Grenze in Niedersachsen lag, geflohen. Nachdem er die Grenze überquert hatte, nahm er Kontakt zu Geert Sterringa auf. Geert Sterringa war einer der führenden Genossen in der Kommunistischen Partei der Niederlande. Die Kommunistische Partei Deutschlands verfügte damals über ein gut funktionierendes Netzwerk in den Niederlanden, zum Beispiel in Heerlen und Groningen, und konnte Geld und illegale Literatur für den Widerstand aus Delfzijl nach Deutschland bringen.
In Spanien im Tschapajew-Bataillon
August Levin bekam für diese Aufgabe die Verantwortung und wurde für Leitungsaufgaben im Amsterdamer Bezirk Mitte ausgewählt. (Von 1931 bis 32 hatte er die Schule für Leiter innerhalb der Kommunistischen Partei in Moskau besucht). 1934 wurde er im Grenzgebiet eingesetzt und war am Schmuggel illegaler Literatur aus Holland nach Deutschland beteiligt. Später, im Oktober 1936, ging er nach Spanien, wo er im Tschapajew-Bataillon der XIII. Interbrigade kämpfte.
Auf Grund des Spanischen Bürgerkriegs, der Annexion Österreichs und des Sudetenlandes übte Deutschland noch mehr Druck auf die niederländische Regierung aus, um die Verfolgung deutscher politischer Flüchtlinge zu verstärken. Zu dieser Zeit arbeitete Levin mit einer Gruppe illegaler deutscher kommunistischer Emigranten in den Niederlanden zusammen – darunter auch Eugen Schwebinghaus.
Eugen Schwebinghaus – ein unerbittlicher antifaschistischer Kämpfer
Zu den Mitgliedern der Amsterdamer Führung gehörte auch der ehemalige Interbrigadist Eugen Schwebinghaus, zuständig als Kontaktperson für die gefangenen deutschen Emigranten.
Eugen war Zimmermann. Im Jahr 1922 wurde er Mitglied de Kommunistischen Jugend Deutschlands (KJD) und 1924 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Von 1931 bis zur Machtübertragung im Januar 1933 an die Nationalsozialisten in Deutschland war er Vorsitzender vom “Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller” (BPRS). Er ging nach Paris, kehrte aber später wieder zurück, um in der illegalen Führung der KPD zu arbeiten.
Eugen Schwebinghaus reiste über Prag zur Internationalen Lenin-Schule (ILS) in Moskau. Im November 1936 ging er nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden zu kämpfen. Nach dem Zusammenbruch der Republik ging Eugen zu Fuß über die Pyrenäen nach Frankreich, wo er von der französischen Polizei verhaftet und in das Konzentrationslager Le Vernet im Département Ariège gebracht wurde. 1941 übergab die französische Polizei Eugen an die Gestapo, die ihn in ein Internierungslager steckte. Daraus konnte er bald darauf entkommen und in die Niederlande fliehen.
In Amsterdam nahm Eugen Kontakt mit der deutschen Emigrantenführung auf. Er wurde mit der Kontaktaufnahme zu deutschen Emigranten beauftragt, die von der niederländischen Polizei verhaftet worden waren.

Gedenktafel zu Ehren von Eugen Schwebinghaus und anderen, die während des Zweiten Weltkriegs in Gefängnissen und Konzentrationslagern ermordet wurden
Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande wurde Eugen am 23. April 1943 in Amsterdam verhaftet und zum Tode verurteilt. In einem Abschiedsbrief an seine Familie schrieb er: “Möge die Zukunft für euch glücklicher sein als die Gegenwart”. Am 24. August 1944 wurde er im Gefängnis von Bruchsal hingerichtet.
In der Deutschen Demokratischen Republik, der DDR
Während des gesamten Zweiten Weltkriegs bot August Levin den illegalen deutschen Emigranten in den Niederlanden Unterstützung an und sammelte Spenden für den Widerstand. In Den Haag arbeitete er mit seiner zukünftigen Frau Joanna zusammen. Sie war das Bindeglied zwischen der Kommunistischen Partei der Niederlande und den deutschen Emigranten. Beide zogen 1945 nach Deutschland, in das Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik, die DDR.
Foto: Gedenktafel zu Ehren von Eugen Schwebinghaus u.a.: Frank Vincentz. Lizenz.
Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
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