Vier Kloostra-Brüder in Dachau – Informant und Spitzel Julius Barmat
| SPANISHSKY.DK 27. MÄRZ 2021 |
Ihr Kampf gegen den Faschismus von 1933 bis 1945
Wie viele andere niederländische Kommunisten wurden die vier Kloostra-Brüder und drei ihrer Schwager Opfer einer antikommunistischen Operation. Sie begann im Januar 1923 und wurde auf Befehl des Bürgermeisters, nach der niederländischen Kapitulation im Mai 1940, fortgesetzt.
Teil 1: Antikommunistischer Informant Julius Barmat
Von Mario Kloostra & Rudi Harthoorn/Überarbeitung und Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
Die Operation von 1923 war Teil der Aktivitäten des niederländischen geheim-polizeilichen Nachrichtendienstes, die Ende 1917 begannen.
Unmittelbar nach der russischen Revolution im Jahr 1917, begann der niederländische geheimpolizeiliche Nachrichtendienst die Kommunistische Partei der Niederlande zu infiltrieren. Diese Infiltration wurde von dem Amsterdamer Polizisten Karel Broekhoff geleitet. Er rekrutierte Julius Barmat als Informanten [1].
Barmat war ein Kaufmann, der während des Ersten Weltkriegs durch die Lieferung von Lebensmittel aus den neutralen Niederlanden nach Deutschland sehr wohlhabend geworden war. Daher geriet er ins Visier des britischen Polizeigeheimdienstes und knüpfte in der Folgezeit gute Beziehungen zum deutschen Polizeigeheimdienst, zu deutschen Diplomaten und deutschen Politikern.
Er war ein ukrainischer Jude, der seit einem Jahrzehnt in den Niederlanden lebte. Wegen der antisemitischen Gesinnung des zaristischen Regimes war er vehement antirussisch eingestellt. Er trat der kommunistischen Partei bei, da er Chancen im Handel mit dem bolschewistischen Regime sah. Nach dem Ersten Weltkrieg verließ er die kommunistische Partei, da er bessere wirtschaftliche Möglichkeiten mit dem sozialdemokratischen Regime in Deutschland sah.
Er kaufte sich ein neues Haus und erlaubte Broekhoff in dem Haus zu leben, das er verlassen hatte. Mit Unterstützung des niederländischen Polizeigeheim-dienstes bestach er die deutsche Regierung, um damit zu großen Handelsverträgen für Lebensmittel und andere Waren zu kommen.
1923 zog er nach Berlin und wurde mit seinen auf Bestechungen beruhenden geschäftlichen Aktivitäten ein sehr vermögender Mann. Der Chef des niederländischen Polizei-Geheimdienstes, Broekhoff, besuchte ihn oft und traf dort auch den Chef der Berliner Polizei – Wilhelm Richter.
Am letzten Tag des Jahres 1924 wurde Barmat wegen Bestechung von Ministern, Zoll, Polizei und Beamten verhaftet [2].
Der Hintergrund der Kombination von sozialdemokratischen Beziehungen, Judentum und die Bestechung der sozial-demokratischen Regierung führte dazu, dass er zum wichtigsten propagandistischen Ziel von Nationalisten und Faschisten sowie rechtsgerichteter Gruppen in Deutschland wurde. Durch diese Propaganda gelang es Hitler, einen Wahlsieg zu erringen. In den dreißiger Jahren bekam Barmat Schwierigkeiten mit den niederländischen Behörden.
Eine profaschistische Zeitung schrieb mit böswilliger Freude über ihn, dass er mit Schuld trage, dass Hitler an die Macht gekommen sei [3]. Auch der heftige Antisemitismus in Deutschland wurde durch die von ihm vorgenommenen Bestechungen noch verstärkt. Daher war das schreckliche Schicksal der Gefangenen in den Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs in hohem Maße auf die Bestechungsaktivitäten von Barmat und den niederländischen Polizei-Geheimdienst zurückzuführen [4].
Quellen:
[1] Harthoorn, Rudi: “Zelfmoord op laagwater” (Selbstmord im flachen Wasser), Van Gruting, 2011, ISBN: 9789075879483.
[2] Geyer, Martin H.: Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit. Oder: Wer war Julius Barmat, Verlag des Hamburger Institut für Sozialforschung, 2018, ISBN: 978-3-86954-319-3.
[3] De Telegraaf, 19. Januar 1935.
[4] 1940 wurde Reinhard Heydrich Leiter der IKK und Heinrich Müller war auch Mitglied der IKK. Am 20. Januar 1942 trafen sich Heydrich und Müller im Gästegebäude des IKK am Wannsee mit Adolf Eichmann. Bei diesem Treffen wurden Pläne zur Ausrottung der europäischen Juden gemacht. Man kann den Holocaust also als ein Projekt der IKK definieren.
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