Hinter der Front – Fünf dänische Frauen im spanischen Bürgerkrieg
|SPANISHSKY.DK 19. FEBRUAR 2019 |
Fünf dänische Frauen (vielleicht mehr) nahmen jeweils auf ihre Weise am spanischen Bürgerkrieg teil. Die Temperamente und Bemühungen waren unterschiedlich, aber jede von ihnen teilten den Willen, der Republik jede mögliche Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Bemühungen dieser Frauen sind unterbewertet. Wir werden uns bemühen dies zu korrigieren, indem wir Ihnen mitteilen, was wir über sie wissen
Von Allan Christiansen/Übersetzung (aus dem Englischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
Charlotte Møller – (geboren Kann)
Geboren am 23. Juli 1909 in Erfurt, gestorben am 14. Januar 1974 in Berlin.
Die erste der fünf Frauen ist Charlotte (Lotte) Møller, geboren am 23. Juli 1909 in Erfurt. Sie war eigentlich Deutsche. Auf der Flucht vor der deutschen Polizei kam sie mit vierundzwanzig Jahren nach Dänemark. Sie war pro forma mit einem dänischen Seemann verheiratet, daher der Name Møller. Einige Jahre arbeitete sie für die Internationale Vereinigung von Seeleuten und Hafenarbeitern (ISH), eine Organisation der Roten Hilfe und war gleichzeitig Mitglied in der Kommunistischen Partei Dänemarks (DKP). 1937 reiste sie nach Spanien, um in der Verwaltung der Internationalen Brigaden zu arbeiten. Ende 1938 kehrte sie nach Dänemark zurück, wo sie ihre Arbeit in der DKP fortsetzte, bis sie im Mai 1941 von der dänischen Polizei festgenommen und wegen kommunistischer Aktivitäten zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Im Frühjahr 1943 wurde sie nach Horserødlejren, 40 km nördlich von Kopenhagen, gebracht, einem Konzentrationslager in Nordseeland. Am 2. Oktober wurde sie zusammen mit Kommunisten und Freiwilligen aus Spanien in das deutsche Konzentrationslager Stutthof in der Nähe von Danzig – dem heutigen Gdańsk in Polen – gebracht.
Im Mai 1945 kehrte sie nach Dänemark zurück. Einige Jahre später heiratete sie den Deutschen Max Spangenberg und zog nach Berlin, wo sie am 14. Januar 1974 starb.
Elna Hjort-Lorenzen
Geboren am 25. Januar 1902 in Frederiksberg – gestorben am 17. September 1997 in Kopenhagen.
Elna Hjort-Lorenzen war ausgebildete Krankenschwester und als Lotte Møller politisch in der kommunistischen Bewegung aktiv, wo sie Arne Munch-Petersen traf und am 28. Dezember 1935 im Rathaus von Kopenhagen heiratete. Wenn Elna sich für etwas einsetzte, dann immer zu 100%. Bei den ersten Berichten über die Bombardements von Francos Luftwaffe kurz nach dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs, auf Städte und dem Tod und der Verstümmelung von Tausenden von Frauen und Kindern, sah sie sich gezwungen zu reagieren. Sie stürzte sich sofort an die Arbeit, um der der spanischen Republik zu helfen. Am 8. Juni 1937 reiste sie im Auftrag der Kommunistischen Partei Dänemarks (DKP) nach Spanien, um den Bedarf abzuschätzen und die Möglichkeit zu erkunden, einen voll ausgestatteten dänischen Rettungswagen nach Spanien zu schicken. Ihre Reise nach Spanien wurde dramatisch. Nichts traf ein, was sie erwartet und erhofft hatte.
Sie erreichte Perpignan ohne größere Probleme. Aber dann begannen die Schwierigkeiten. Man glaubte nicht, dass sie in der Lage wäre, die Pyrenäen zu Fuß zu überqueren,- obwohl sie sich selbst dazu befähigt fühlte. Sie wurde in einem Schiffsabteil in Beziers untergebracht, wo sie dreizehn Tage wartete, bevor sie mit einer Gruppe Amerikaner abreisen konnte. Das Schiff wurde jedoch auf offener See von einem französischen Kriegsschiff angehalten und nach Beziers zurückbefohlen. Sie hatte inzwischen alle ihre Ferien aufgebraucht, war jedoch entschlossen, unabhängig von den Kosten und ihrer Arbeitsstelle im Rigshospitalet (Königreichskrankenhaus I Kopenhagen), nach Spanien zu reisen.
Das spanische Freiwilligennetzwerk hatte eine neue Route gefunden. Sie sollte mit dem Zug nach Port Bou fahren, was sie ohne auf Schwierigkeiten zu treffen tat. Schließlich war sie in Spanien. Einmal in Port Bou angekommen, bat sie den Militärkommandanten um Anweisungen, um ihre Dokumente autorisieren zu lassen. Man sagte ihr aber, dass Kommandant eine Siesta abhielt. Auf dem Platz vor dem Rathaus wartete Ein Schwarm Bomberflugzeuge flog über die Stadt und dem Rathausplatz und ließ ihre Bombenladungen fallen.
Jetzt waren ihre pflegerischen Fähigkeiten erforderlich. Sie stürzte sich mit der Kamera in der Hand auf die bombardierten Häuser und schoss sofort Fotos für zukünftige Artikel. Das war ein Fehler. Sie wurde von einer Hafenwache festgenommen und zum Militärkommandanten gebracht. Dort angekommen, versuchte sie sich zu erklären, aber sie glaubten ihrer Geschichte nicht. Sie wurde vier Monate lang eingesperrt, bevor es ihr gelang Kontakt mit der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) aufzunehmen. Die Partei intervenierte und am 14. November wurde sie freigelassen. Im Büro von PCE benötigen sie Sprachkenntnisse, da viele Skandinavier auf ihrem Heimweg verwundet nach Barcelona oder um neue Aufgaben zu übernehmen, kamen.
Kurz vor Weihnachten 1937 kehrte Elna nach Landfogedvej im Nordwesten von Kopenhagen zurück. Der Wille, weiter zu machen war vorhanden, aber die Umstände hatten sich geändert.
Ruth Berlau
Geboren am 24. August 1906 in Gentofte – gestorben am 16. Januar 1974 in Berlin. Beerdigt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.
Ruth Berlaus erster Schritt zur Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg unterschieden sich deutlich von Elnas. Im Spätsommer 1937 reiste sie mit Bertholt Brecht nach Paris, um an dem „Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur“ teilzunehmen, auf dem Martin Andersen-Nexø aus Dänemark, Hemingway aus den USA, Nordahl Grieg aus Norwegen und viele andere Schriftsteller vertreten anwesend waren. Der Kongress begann in Paris und wurde in Madrid fortgesetzt. Brecht kehrte nach Dänemark zurück, bat Ruth jedoch, mit den anderen Teilnehmern nach Madrid zu reisen, um das ‘Material’ für das Stück „Die Gewehre Der Frau Carrar“, an dem er damals arbeitete, Augenzeugenberichte und andere Informationen über die Situation in Spanien zu sammeln.
Ruth begleitete den russischen Schriftsteller und Journalisten Michail Koltzow auf seinem Flug nach Madrid. Ihr Aufenthalt in Spanien dauerte etwa vier Monate, hauptsächlich in Madrid, wo sie unter anderem Egon Erwin Kirch traf, der sie in den Kreis der journalistischen Kollegen einführte. In dieser hektischen Zeit in Madrid traf sie viele Prominente wie Ernst Busch, Bodo Uhse, Erich Weinert und Willi Bredel.
Zusammen mit Nordahl Grieg und einigen anderen Autoren reiste sie an die Front, um mit eigenen Augen zu erfahren, wie die Situation wirklich war. Für Ruth Berlau wurde es nicht zu einem langjährigen Frontdienst, auch weil Frauen sich an der Front nicht wohl fühlten und weil Brecht in Svendborg (Dänemark) auf das Material wartete. Ruth brachte ihre Erfahrungen von der Front, von Madrid und anderen Orten, die sie besucht hatte, zu Brecht. Er war nicht allzu begeistert von ihren Berichten. Sie erzählte von erstaunlichen Erfahrungen, er aber wollte etwas über den politischen Hintergrund des Bürgerkriegs wissen. Das Stück „Die Gewehre der Frau Carrar“ war jedoch das Ergebnis ihrer gemeinsamen Bemühungen.
Nach einer langen und bewegenden Beziehung zu Brecht starb Ruth Berlau am 16. Januar 1974 und wurde am Doretheenstädtischen Friedhof in Berlin, wo Bertholt Brecht selbst begraben liegt, bestattet.
Elise Vilhelmine Thomsen
Geboren am 25. Juni 1901 in Kopenhagen – gestorben am 20. August 1995 in Frederiksberg.
Elise Wilhelmine Thomsen war im Frühjahr 1937 für etwa ein Jahr nach Spanien von der dänischen Abteilung der Freundschaftsgesellschaft (Quäker) delegiert worden, um eine Kantine und ein Kinderheim / Waisenhaus für obdachlose Kinder in Barcelona zu organisieren und zu verwalten. Zur Unterstützung ihrer Arbeit setzte der Frauen-Nationalrat ein Komitee mit Abteilungen im ganzen Land ein, die Kleidung und Geld für die Arbeit sammelten. Das Geld wurde auf ein Quäker-Bankkonto in Kopenhagen überwiesen, um in Dänemark Milch, Konserven, Seife und Kabeljau zu kaufen. Alle gekauften Waren, sowie gesammelte und reparierte Kleidungsstücke wurden an das Quäker Zentrum in Barcelona geschickt.
In Barcelona gab es vier große Milchkantinen. Elise führte eine von ihnen an, von der aus 3-4.000 Kinder mit Milch versorgt wurden. Als die Zahl der Flüchtlinge in Barcelona explosionsartig anstieg, gelang es Elise eine neue Kantine einzurichten, in der jeden Morgen 200 Kinder unter sieben Jahren eine Mahlzeit Haferbrei mit Milch und Zucker bekommen konnten. Aufgrund der Sammlung durch Frauengruppen in Dänemark, konnte sie bald das Frühstück auf 500 Kinder unter zehn Jahren ausdehnen.
In Manresa, vor den Toren Barcelonas, wurde ein Kinderheim für 90-100 Kinder aus den am stärksten vom Krieg betroffenen Gebieten eingerichtet. Das Essen und die Kleidung wurden u.a. auch von Unterstützergruppen aus Dänemark bezahlt.
Die Kinder lebten gut im Kinderheim und es war eine tägliche Freude für Elise Thomsen, entweder mit verschiedenen Dingen dorthin zu gehen oder einfach nur mit den Kindern zusammen zu sein. Eines Tages machte sie einen gute Übereinkunft mit einem Bauern. Er bekam getrockneten Kabeljau und sie bekam Hühner. Nach diesem Austausch hatten die Kinder von den freilaufenden Hühnern Eier.
Als Elise Thomsen 1938 nach Hause kam, sammelten die Frauengruppen weiterhin Geld und schickten es zum Kinderheim in Manresa. Elise hielt mehrere Vorträge im ganzen Land, um sich für weitere Unterstützung beim sammeln von Geld und Kleidung einzusetzen.
Miss Kirketerp-Møller
Der schwedische Chef des Krankenhauses in Alcoi, Dr. Nils Silfverskiöld, erwähnt in einem Bericht, dass eine dänische Ärztin angeboten hat, nach Alcoi zu kommen. Er schreibt auch, dass das Krankenhaus Kontakt mit einem dänischen Radiologen hat. In Briefen und Berichten von Alcoi wird manchmal ein Däne ohne Namen erwähnt. Der einzige Hinweis auf einen dänischen Namen findet sich in einem Bericht des norwegischen Arztes Pettersen vom August 1937, in dem erwähnt wird, „dass Frau Kirketerp-Møller von Alcoi nach Kopenhagen reisen wird”. Weitere Informationen über diese Person werden nicht gegeben.
Dies ist ein kleiner Ausschnitt von fünf Frauen mit sehr unterschiedlichen Überzeugungen und Herangehensweisen, aber mit der gemeinsamen Leidenschaft und Bereitschaft, die Welt in einen schöneren und friedlicheren Ort für die Menschen zu verwandeln.
Die meisten Frauen, die am spanischen Bürgerkrieg teilnahmen, arbeiteten hinter der Front, beispielsweise als Krankenschwestern, in der Brigaden-verwaltung oder im humanitären Bereich, z.B. Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Einige Frauen waren direkt an der Front. Es waren jedoch nur Einzelne, so die Fotografin Grete Taro. Sie wurde getötet, als sie daran arbeitete, die Grausamkeit des Krieges mit dem Kameraobjektiv zu verewigen.
Tatsächlich haben sich viele Frauen aus verschiedenen Ländern freiwillig gemeldet. Man hört nicht viel von ihnen, obwohl ihre Anwesenheit und ihre Anstrengungen ebenso notwendig waren, wie die an der Front kämpfenden Soldaten.
Quellen:
Bunge, Hans: Ruth Berlau: Brechts Lai – Tu. Erindringer af Ruth Berlau, Gyldendal, 1986.
Sohn, Ole: Et liv i kamp og kærlighed: om sygeplejerske Elna Hiort-Lorenzen, Dansk Sygeplejeråd, 1993.
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