Vier Dänen im Spanischen Bürgerkrieg
| SPANISHSKY.DK 6. SEPTEMBER 2021 |
Die Brüder Harald, Kai und Aage Nielsen, und ihr Freund Hans Petersen, waren vier junge Arbeiter, die sich kurz nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs entschlossen nach Spanien zu gehen, um an der Seite des spanischen Volkes gegen den Faschismus zu kämpfen. Dies war eine selbstlose und uneigennützige Entscheidung
Von Allan Christiansen/Übersetzung (aus dem Dänischen) vom Freundeskreis der XI. Internationalen Brigade
Der Spanische Bürgerkrieg
Bei den ersten demokratischen Wahlen in Spanien 1936 gewann eine Koalition von politischen Parteien die Wahl und bildete eine Regierung. Die Politik der Regierung war nicht besonders links und schon gar nicht sozialistisch. Sie war wohl das, was man als konservativ-sozialliberal bezeichnen könnte. Eines der Hauptthemen, mit denen die Koalition an die Wahlurne ging, war die Forderung nach einer Umverteilung der nationalen Ressourcen. Das bedeutete, dass die Kirche und die Grundbesitzer einen Teil ihres Landbesitzes an die Knechte und Bauern abtreten sollten, um ihnen bescheidene Grundstücke zu geben. Es bedeutete, dass der Adel, die Kirche und die großen Industrieunternehmen mehr zur Gesellschaft und zur Wirtschaft beitragen sollten.
Die Forderungen der Regierung stellten eigentlich einen kleinen Eingriff dar, der an der primären Struktur der wirtschaftlichen und sozialen Privilegien nichts änderte, aber nach Ansicht der mächtigen Wirtschaftselite des Landes ging die Koalition weit über die Grenzen der Demokratie, wie sie die Elite sie verstand, hinaus.
Damals, wie heute, würde die herrschende Klasse, d.h. das Kapital, die Kirche und die Grundbesitzer, demokratische Spielregeln nur dann akzeptieren, wenn sie zu ihren Gunsten wirkten. Konfrontiert mit den Forderungen der Regierung und des Volkes, griffen sie zu militärischen Interventionen, um ihre Macht und Privilegien zu erhalten.
Angeführt von den Generälen Francisco Franco, Emilio Mola und José Sanjurjoi planten die Militärs sorgfältig einen Militärputsch in Übereinstimmung mit der herrschenden Klasse und den faschistischen Staaten Deutschland und Italien. Der Militäraufstand war für den 19. Juli 1936 geplant. Auf das Signal hin “Über ganz Spanien wolkenloser Himmel” sollten die Militärs den Aufstand in allen größeren Städten starten und die Macht ergreifen. Dies gelang ihnen weitgehend, außer im Baskenland und in den Städten Valencia, Barcelona und Madrid. Spanien wurde in einen Bürgerkrieg gestürzt.
Bjelkes Allé
Nach Hitlers Machtübernahme 1933 weckte die aggressive Außenpolitik Deutschlands und Italiens Angst in der Bevölkerung Europas.
Überall diskutierte man über Politik, nicht zuletzt im Haus des Jungen Kommunistischen Bundes in der Bjelkes Allé in Nørrebro. Hier wurden alle möglichen politischen Fragen diskutiert, vor allem aber die Situation in Spanien. Eine wichtige Frage, die in diesem Zusammenhang diskutiert wurde, war die Möglichkeit nach Spanien zu reisen und sich dem Kampf gegen das faschistische Regime, Seite an Seite mit dem spanischen Volk, anzuschließen.
Vier Mitglieder der Kommunistischen Jugend Dänemarks ließen den Worten Taten folgen. Einer von ihnen war Harald Nielsen, der älteste der drei Brüder, die mit ihrem Freund Hans Petersen nach Spanien gingen, um im Spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen. Er erinnert sich an die Ereignisse rund um diese Entscheidung: “Es war kurz nach Aages’ Geburtstag. Er wurde am 8. August 1936 achtzehn Jahre alt. Mein Bruder Kai und ein Kamerad, Hans Petersen, arbeiteten zusammen in der Maschinenfabrik Hartmann, und sie sprachen darüber, nach Spanien zu gehen. Ich wollte auch mit, und als Aage davon hörte, wollte er sich uns anschließen.”
Sie dachten, Aage sei zu jung, um mitzufahren, aber mit 18 Jahren glaubte er, er sei alt genug, um selbst zu entscheiden, und so war es dann auch.
Als die Kameraden in der Bjelkes Allé hörten, dass die vier Freunde nach Spanien fahren würden, waren sie begeistert und begannen sofort Geld für die Reise zu sammeln. Sie selbst hatten vereinbart einen Wochenlohn anzusparen.
Kai, der 21 Jahre alt war, und Hans Petersen, der 26 Jahre alt war und der Älteste der Vier, waren Maschinenschlosser. Harald war 24 Jahre alt und gelernter Metzger, und Aage, der gerade 18 geworden war, war Fahrradkurier.
Die politische Situation in den 1930er Jahren
Was motivierte die drei Brüder und Hans Petersen nach Spanien zu gehen und zu kämpfen? Dafür gibt es zweifellos viele Gründe, aber ihr politisches und soziales Umfeld hat zweifelsohne eine große Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt. Die drei Brüder lebten mit weiteren sechs Geschwistern und ihren Eltern in einer Ein-Zimmer-Wohnung in der Skyttegade in Nørrebro.
Ihr Vater war Hufschmied und ein begeisterter syndikalistischer Gewerkschafter. Die neun Geschwister arbeiteten von klein auf. Politische Diskussionen waren an der Tagesordnung. Die Brüder Harald, Kai und Aage waren, wie schon erwähnt, alle Mitglieder des Jungkommunistischen Bundes und nicht immer mit dem Vater einer Meinung. In den 1930er Jahren war die Arbeitslosigkeit in Dänemark hoch, und sie hatten die Folgen aus erster Hand mitbekommen. Sie hatten aber auch erlebt, dass man Ungerechtigkeit nicht stillschweigend hinnehmen sollte. Als jemand in der Nachbarschaft zwangsgeräumt worden war, trugen ihr Vater und andere Nachbarn die Möbel zurück in die Wohnung und sagten dem Polizisten, er solle sich verziehen und sich nicht mehr blicken lassen.
Auch in Dänemark fasste der Faschismus Fuß und die Jungkonservativen demonstrierten ihren Halb- und Vollfaschismus. Sie marschierten gewohnheitsmäßig durch die Arbeiterviertel und es kam häufig zu Schlägereien zwischen den Jungkonservativen und der Kommunistischen Jugend.
Nach Spanien
Die vier Dänen wussten nur wenig über die Verhältnisse in Spanien, aber sie waren überzeugt, dass Hilfe im Kampf gegen den Faschismus nötig war. Sie wollten so schnell wie möglich nach Spanien aufbrechen. An einem Tag im August packten sie ihre Rucksäcke, schnappten sich ihre Fahrräder und verabschiedeten sich von Freunden und der Familie. Unnötig zu sagen, dass die Mutter von Harald, Kai und Aage verzweifelt war. Um sie zu trösten, sagte der Vater: “Sie werden zurück sein, bevor du es merkst.” „Das haben wir selbst erwartet”, erklärte Harald später.
Die Reise der Brüder Nielsen und Hans Petersen nach Spanien war ziemlich ereignisreich. Unterwegs erlebten sie die politische Polarisierung der Zeit hautnah: in einer Herberge in Deutschland sang die deutsche Jugend, stramm stehend und die Arme zum “Sieg Heil”-Gruß ausgestreckt, das “Horst-Wessel-Lied“. Auf der anderen Seite war ihr Parteibuch ein wertvolles Gut, das sie mit Essen und Unterkunft in ganz Deutschland versorgte.
An der Grenze beschlagnahmte ein französischer Grenzer ihre Fahrräder. Ein deutscher Bankangestellter hatte sie um den Rest ihres Geldes betrogen, indem er es in ungültige deutsche Reichsmark umtauschte. Folglich konnten sie, wie damals üblich, die Kaution für ihr Fahrrad nicht zahlen.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig als zu Fuß weiterzugehen und zu trampen. Sie pflückten Früchte an den Feldwegen und schlichen sich nachts mit dem Marmeladeneimer in der Hand auf die Felder um Kühe zu melken und ein wenig Milch zu bekommen. Von Verdun aus wurden sie im Heu liegend auf der Ladefläche eines Schweinelasters nach Paris transportiert.
In Paris erlebten sie die Solidarität mit dem Kampf, in den sie zogen, personifiziert durch einen Pariser Taxifahrer, der sie abholte. Er fuhr sie zu verschiedenen Dienststellen und sammelte Geld für sie unter seinen Arbeitskollegen. Das Geld sollte den Aufenthalt der vier Dänen in Paris und ihre Weiterreise finanzieren.
Das Westbüro der Komintern
In der Sowjetunion beobachtete man die Entwicklung in Europa und besonders in Deutschland mit großer Sorge. Der faschistische Aufstand in Spanien überzeugte die Kommunisten in aller Welt, nicht zuletzt die sowjetischen Führer, dass, wenn der Faschismus/Nazismus eingedämmt werden sollte, bevor er die Welt in Brand setzte, dies in Spanien geschehen musste. Daher diskutierten der Führer der Komintern, Georgi Michailowitsch Dimitrow, und der Führer der Kommunistischen Partei Frankreichs, Maurice Thorez, die Möglichkeit einer gemeinsamen Aktion unter der Schirmherrschaft des Westbüros der Komintern, um der rechtmäßigen Regierung Spaniens zu helfen.
Weiter, immer weiter
Doch sehr zum Bedauern der vier Genossen arbeitete das Westbüro der Komintern nicht gerade zügig. Es sah so aus, als würde ihre Reise nach Spanien verschoben werden, da das Westbüro der Komintern in Paris noch keine endgültige Stellungnahme abgegeben hatte wie man mit der spontanen Hilfe, die in die spanische Republik strömte, umgehen sollte. Den vier Dänen in Paris zogen sich die Tage in die Länge, so dass sie beschlossen, per Anhalter nach Spanien zu fahren.
In Fontainebleau, etwas südlich von Paris, wurden sie von einem Lastwagen mitgenommen. Es stellte sich heraus, dass dieser Grabsteine transportierte, ein bisschen gruselig vielleicht, aber was soll’s, solange es nicht ihre eigenen Gräber waren, auf denen sie saßen. Später wurden sie von einem Taxi in Richtung Süden abgeholt.
Auf der Fahrt durch Südfrankreich besuchten sie in den verschiedenen Städten die Gewerkschaftsbüros und legten ihre Parteibücher vor. In einigen Büros saßen Faschisten hinter den Schreibtischen, sofort verließen die Genossen eilig das Büro. Nichtsdestotrotz unterstützten die Gewerkschaften in den meisten Städten die Volksfront und sie bekamen in der Regel eine Mahlzeit und hin und wieder eine Unterkunft.
In Perpignan, nahe der spanischen Grenze, trafen sie einen österreichischen Milizionär namens Rudi, der ihnen anbot, sie über die Grenze zu bringen. Sie mussten sich nur unter seine eigenen Leute im Zug mischen; Deutsche, Österreicher und andere deutschsprachige Männer. Und das taten sie auch. Anfang September kamen die vier Dänen, schlafend im Gepäcknetz, an ihrem Ziel an. Zu diesem Zeitpunkt hatte der spanische Bürgerkrieg bereits eineinhalb Monate gedauert.
Centuria Thälmann
Als die vier Dänen Barcelona erreichten, reorganisierte der deutsche Kommunist und ehemalige bayerische Reichstagsabgeordnete Hans Beimler gerade eine militärische Einheit aus deutschen und österreichischen Freiwilligen, die nach den Schlachten bei Irún und an der Aragon-Front nach Barcelona zurückgekehrt waren. Die Militäreinheit wurde Centuria Thälmann genannt, nach dem deutschen Politiker Ernst Thälmann.
Nach einer unglücklichen, wenn auch nicht dramatischen Erfahrung, von der POUM-Miliz verhaftet zu werden, gelang es den drei Brüdern und Hans Petersen im Hotel Colón mit Hans Beimler in Kontakt zu kommen, was dann zu ihrer Freilassung führte. Sie schlossen sich daraufhin der Centuria Thällmann an.
Eremitage von Santa Quiteria
Aufgrund seines Militärdienstes in Dänemark in einer Maschinengewehrkompanie wurde Harald Nielsen Richtschütze und trug eines der wenigen Hotchkiss-Maschinengewehre in der Centuria Thälmann.
An einem frühen Septembermorgen verließ die Centuria Thällmann Barcelona in Richtung Huesca-Front in Aragonien, um eine Gruppe von kleinen Hügeln bei Tardienta und Almudévar zu verteidigen. Außerdem sollten sie versuchen La Ermita de Santa Quiteria (die Einsiedelei von Santa Quiteria) zurückzuerobern; ein kleines Kloster, das die umliegende Landschaft dominierte.
Der erste Angriff auf die Eremitage fand am späten Abend des 20. Oktober statt. Die Schlacht dauerte die ganze Nacht, und als der Morgen des nächsten Tages anbrach, hatten sie die Aufständischen zurückgedrängt, aber noch am selben Tag starteten diese einen Gegenangriff mit Artillerie- und Luftunterstützung.
Die Centuria Thälmann war nicht in der Lage die Stellung zu halten. In den vorangegangenen Kämpfen waren viele der Thälmann-Männer getötet oder verletzt worden und die Centuria war zum Rückzug gezwungen. Der erste Schütze von Haralds Maschinengewehr wurde durch ein Sprenggeschoss getötet, und Harald selbst wurde in die Hand geschossen, als er das Geschütz übernahm. Sein Bruder Kai nahm seinen Platz ein.
Die Dänen erhielten eine blutige Feuertaufe, aber zumindest kamen sie mit dem Leben davon. Von 125 Männern wurden 19 getötet und 52 verletzt. Die Centuria Thälmann existierte faktisch nicht mehr und wurde an der Front durch spanische Militäreinheiten ersetzt. Einsatz der Centuria Thälmann in den Hügeln von Tardiente hatte jedoch Bewunderung hervorgerufen. Die Centuria Thälmann wurde mit der ersten Ehrenfahne der katalanischen Regionalregierung ausgezeichnet. Die Zeremonie fand am 27. Oktober in der Carlos-Marx-Kaserne in Anwesenheit von Vertretern der katalanischen Regierung, der PSUC (der katalanischen kommunistischen Partei) und des sowjetischen Generalkonsuls in Barcelona, Wladimir Alexandrowitsch Antonow-Owsejenko, statt. Im Namen der Centuria Thälmann wurde Aage, der jüngste der drei Brüder, ausgewählt die Ehrenfahne entgegenzunehmen.
Die Internationalen Brigaden
Anfang Oktober hatte die Komintern beschlossen, die Hilfe für die spanische Regierung zu organisieren. Während die Centuria Thällmann an der Front in Huesca kämpfte, wurden in Albacete die Internationalen Brigaden unter dem Kommando des Franzosen André Marty aufgestellt.
Die Zeit der Centuria Thälmann war vorbei. Die vier Dänen wurden in das neue Hauptquartier in Albacete versetzt und in das Thälmann-Bataillon eingegliedert. Im November 1936 nahm das Bataillon an der erbitterten Schlacht um Madrid teil.
Das erste Bataillon der Internationalen Brigaden war das deutsche Edgar-André-Bataillon (s. Kurzbiographie über Edgar André) – benannt nach dem deutschen Politiker Edgar André. Es wurde am 17. Oktober 1936 aufgestellt. Kurze Zeit später wurden eine italienische und eine französische Brigade aufgestellt. Die italienische Brigade, das Garibaldi-Bataillon, wurde nach dem italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi benannt und die französische Brigade, das Marseillaise-Bataillon, nach der französischen Nationalhymne.
Ende Oktober wurde das Edgar-André-Bataillon in die XI. Brigade eingegliedert, die Brigade, in die die meisten Dänen eingezogen wurden.
Die Republikanische Volksarmee bestand aus zehn neu gebildeten Brigaden, dementsprechend waren die Nummern der Internationalen Brigaden XI, XII, XIII, XIV und XV Brigade.
Dimitrow-Bataillon
Während der Verteidigung von Madrid war Hans Petersen verwundet worden und wurde in ein Krankenhaus in Barcelona verlegt. Harald, Kai und Aage blieben bis Ende Dezember in Madrid, als die Kämpfe am Stadtrand von Madrid zum Erliegen kamen und Francos Truppen die Hauptstadt nicht einnehmen konnten.
Anfang Januar 1937 wurden die drei Brüder in die neu gegründete Luftabwehrbehörde DECA aufgenommen. Sie schlossen sich der Artilleriebatterie der Internationalen Brigaden an, wie auch einige der neu eingetroffenen Dänen. Die Artilleriebatterie wurde nach dem bulgarischen kommunistischen Politiker und Generalsekretär des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, Georgi Michailowitsch Dimitrow, das Dimitrow-Bataillon genannt.
Das Bataillon war mit einigen alten französischen Flugabwehrkanonen ausgerüstet, die später durch neue, russische, ersetzt wurden. Die Gruppe operierte unabhängig, ohne mit einer bestimmten Internationalen Brigade verbunden zu sein. Das Dimitrow-Bataillon zog umher und kämpfte in militärischen Brennpunkten, um die Frontlinie gegen Francos übermächtige deutsche und italienische Luftstreitkräfte zu schützen.
Das Leben im Dimitrow-Bataillon war völlig anders als das eines Frontsoldaten. Die Aufgaben änderten sich natürlich, es waren weniger Soldaten an einem Ort versammelt und die Transporte an die Fronten waren weniger anstrengend; aber ständig fast direkt unter angreifenden Bombern zu sein, war sehr gefährlich.
Nach Hause und wieder zurück
Kai und Aage blieben ein Jahr lang in Spanien und kehrten im Oktober 1937 nach Dänemark zurück. Hans Petersen und Harald Nielsen folgten bald, nur um dann nach Spanien zurückzukehren und neue Aufgaben zu übernehmen; Hans Petersen kämpfte eine zeitlang an der Seite der Partisanen und diente später als Zensor im Hauptquartier der Internationalen Brigaden in Albacete. Harald hingegen wurde für die Parteiarbeit in Spanien eingesetzt.
Im November 1938 wurden die Internationalen Brigaden aufgelöst und nach einer emotionalen Abschiedsparade in Barcelona traten die Freiwilligen die Heimreise an. Hans Petersen und Harald Nielsen blieben in Spanien, um den dänischen Regierungsvertreter bei der Rückführung von 91 Dänen und zwei Isländern zu unterstützen. Auf der Heimreise übernahm Harald die Leitung der dänischen Gruppe.
Hans Petersen folgte im Dezember und wurde so zu einem der letzten Freiwilligen, die Spanien verließen. Er gehörte übrigens zu den ersten, die nach Spanien gegangen waren. Eine große Gruppe dänischer Artilleristen blieb jedoch in der Gegend von Valencia und kehrte erst im Februar 1939 zurück.
In der dänischen Widerstandsbewegung
Am 9. April 1940 wurde Dänemark von Deutschland besetzt. Nicht unerwartet setzten die dänischen Freiwilligen den Kampf gegen den Faschismus auf dänischem Boden fort. Sie gehörten damit zu den ersten Freiheitskämpfern, die sich gegen die deutsche Besatzung verbündeten. Sie bildeten den größten und stärksten dänischen Widerstand, die KOPA (Kommunistische Partisanen). Um eine größere politische Breite und damit eine größere Wirkung zu erreichen, änderten sie ihren Namen in DAPA (Dänische Partisanen) und kurz darauf in BOPA (Bürgerliche Partisanen). Unsere drei Brüder und ihr Freund Hans Petersen waren aktiv am Aufbau der Widerstandsbewegung beteiligt.
Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurde in Dänemark eine Verhaftungswelle gegen die Kommunisten eingeleitet. Am 7. November 1942 verhaftete die dänische Polizei 86 ehemalige Freiwillige des Spanischen Bürgerkriegs. Innerhalb der nächsten Tage sollte die Zahl 125 erreichen. Sie wurden in das dänische Internierungslager Horseröd auf Nordseeland gebracht, das gleiche Lager, in dem auch die Kommunisten inhaftiert waren.
Am 29. August 1943 besetzten die Deutschen das Lager. Mitten in der Nacht gelang 92 Häftlingen die Flucht über den Zaun. Der Rest der 152 Häftlinge wurde in einen Schiffsladeraum gesperrt und nach Swinemünde verschifft. Von dort wurden sie per Güterwaggon in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig in Polen transportiert. Acht Freiwillige des Spanischen Bürgerkriegs starben im Lager oder in den Monaten Februar-März 1945 auf dem Todesmarsch nach Westen.
Die Besetzung
Die Brüder und Hans Petersen entgingen zunächst ihrer Verhaftung. Hans Petersen wurde schließlich verhaftet und als erster Däne vor einem deutschen Gericht in Dänemark zum Tode verurteilt. Später wurde er begnadigt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde in das Gefängnis Dreibergen in Bützow/ Deutschland, verlegt. Am Ende des Krieges war er noch am Leben.
Aage hingegen, der wie seine Brüder Harald und Kai ein Saboteur war, geriet nach Abschluss einer Aktion im September 1943 in einen Hinterhalt. Obwohl er von der Gestapo ununterbrochen und heftig gefoltert wurde, um ihn dazu zu bringen, seine Kameraden zu identifizieren, sagte er nie ein Wort. Aage starb nach langer Folter im Vestre Fængsel (“Westliches Gefängnis“) am 18. Oktober 1943.
Jahre später wurde eine Gedenktafel für Aage am Haupteingang der Husum Skole (“Husumer Schule”) und eine weitere in den Büros der Jord- og Betonarbejdernes Fagforening (“Gewerkschaft der Erd- und Betonarbeiter”) angebracht.
Harald und Kai standen auf der Fahndungsliste für Sabotageaktivitäten. Im November 1943 wurden sie beide bei einer Schießerei mit der dänischen Polizei verletzt. Harald wurde in die Lunge und Kai ins Bein geschossen. Sie wurden in das Krankenhaus Bispebjerg eingeliefert, von wo aus sie nach Schweden geschickt wurden.
Bei der Ankunft in Schweden wurden die beiden Brüder von der schwedischen Polizei verhaftet und zunächst in das Malmø Sygehus (“Malmöer Krankenhaus”) eingeliefert. Nach einer Woche im Krankenhaus wurden sie in Einzelhaft im Malmø Arrest (“Malmöer Gefängnis”) untergebracht, da die schwedische Polizei befürchtete, sie seien nach Schweden gekommen, um den schwedischen Bahntransport nach Deutschland zu sabotieren und sich an der Organisierung von Waffentransporten aus der Sowjetunion zu den dänischen Saboteuren zu beteiligen. Später wurden sie nach Kalmar Fængsel (“Kalmar-Gefängnis”) verlegt, wo sie drei Monate lang inhaftiert waren. Im Mai 1945 (Dänemark wurde am 5. Mai 1945 befreit) kehrten Harald und Kai nach Hause, nach Dänemark, zurück.
Ein Metzger, ein Maschinist und ein ‘Clochard’
Nach dem 2. Weltkrieg nahm Harald seine Arbeit als Metzger wieder auf, während Hans Petersen Arbeit als Maschinist bekam. Kai hatte eine Reihe von Jobs. 1954 verließ er Dänemark, um als Schiffer durch Europa zu reisen.
Mitte 1950 folgte er seinem Ehrgeiz die Welt zu umsegeln, was ihm die Aufmerksamkeit der französischen Presse einbrachte, die ihn “le clochard de la mer” – “der Ozeantramp” nannte. Er schaffte es jedoch nur bis zum Suez, da der Suezkanal wegen des Krieges im Nahen Osten 1956 geschlossen worden war.
In Chelles-les-Courtreau, wo er lebte, kannte nur der Briefträger seinen richtigen Namen. Für alle anderen war er “le capitaine”. Im Mai 1979 kehrte Kai nach Dänemark zurück. Er war schwer erkrankt und wurde in das Königreichskrankenhaus in Kopenhagen eingeliefert, wo er nur wenige Tage später starb.
Harald wurde die Ehre zuteil, ‘La Pasionaria’ anlässlich ihres 90. Geburtstages 1985 einen Gruß von De Danske Spaniensfrivilliges Forening (‘Verband der dänischen Freiwilligen in Spanien’) zu überreichen. Ein Teil des Grußes lautet:
La Pasionaria
Wir danken Dir für Deinen lebenslangen Einsatz
im Kampf für Freiheit, Frieden und Demokratie.
Wir werden nie Deine inspirierenden Reden vergessen
während der Zeit, als wir in den Internationalen Brigaden kämpften.
Wir wünschen Dir gute Gesundheit und Kraft
für den weiteren Kampf.
Als letzter der drei Brüder starb Harald am 5. Dezember 1989.
AUSGEWÄHLTES BILD: Von links: Hans Petersen, Harald, Kai und Aage Nielsen in Albacete, etwa Februar-März 1937
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